1. The fatefully acquaintance






Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten.
(J.W. Von Goethe)


***

Kapitel 1

 
Isabella Swan





Eine laute nervtötende Melodie riss mich aus meinen wundervollen Träumen. Es war mein Handy; dessen Weckfunktion mir eindrücklich vermittelte, dass es Zeit zum Aufstehen war.

Müde streckte ich die Hand aus und brachte das laute Ding zum Schweigen. Mit einem gezielten Druck auf eine beliebige Taste  verschwand dieser ohrenbetäubende Lärm wie von Zauberhand. Daraufhin ließ ich mich erleichtert wieder in die Kissen zurück sinken. Dieses Szenario ist nicht unnatürlich, beinahe alltäglich ließe sich dieses Schauspiel beobachten. Ja, ich war nun mal ein Langschläfer! Wie nahezu immer kuschelte ich mich also erneut in die Kissen, um ein weiteres Mal das Traumland zu erkunden.

Natürlich ging das nicht, da sich mein Handywecker nach 2 Minuten wieder meldete. Und da ich mich und meine Laster gut kenne, hatte ich am Vorabend natürlich die Snooze-Funktion aktiviert, die mich alle 2
Minuten daran erinnern sollte aufzustehen. Erneut vernahm ich das grässliche Geräusch, welches mich aus meinem Bett ekeln sollte.

Genervt öffnete ich meine Augen, setze mich auf und griff nach meinem Handy, um es endgültig zum Schweigen zu bringen.
Als es endlich still war, schweifte mein Blick durch mein Zimmer und hielt an meinem Fenster. Ich sah den bewölkten Himmel und die Wohnhäuser des Internats.

Seit 3 Jahren ging ich nun auf das Michelangelo Internat, in Hamburg.

Es war nicht weit von der Innenstadt entfernt und wahrscheinlich eines des bekanntesten Internate in Hamburg. Das lag daran, dass es spezifisch auf Musik, Kunst und Tanz ausgerichtet war. Hier unterrichteten professionelle Künstler, um ihrem Schülern ein spezielles Training bieten zu können. Neben den intensiven Unterrichtseinheiten wie z.B. Ballett oder Musik, hatten wir natürlich auch Grundkurse wie Deutsch, Mathe oder Englisch und machten gleichzeitig unser Abitur, aber in 3 Jahren statt wie sonst in 2. Es war zwar manchmal stressig aber durch das eine Jahr länger Schule durchaus machbar.)

Da die finanziellen Mittel meiner Mum, sehr begrenzt waren - sagen wir mal, dass es zum Überleben reichte - und somit eine professionelle Ballettschule, die die finanziellen Leistungen meiner Mutter bei weitem überstiegen nicht in Frage kam, gelang es mir durch ein Stipendium das Michelangelo-Internat zu besuchen. Und das Abitur parallel zur Ballettausbildung zu machen, klang für mich auch vernünftig, man weiß ja nicht ob man die Karriereleiter wirklich erklimmen kann.

Man würde ohne etwas dastehen und sich mit einem niedrigen bzw. gar keinem Schulabschluss durchs Leben kämpfen müssen.

Mein Blick wanderte zu meiner großen Wanduhr und ich sah, dass es bereits 8:05 Uhr war. Seufz… Jetzt muss ich wohl doch endlich aufstehen… Sonst bekomme ich wieder Ärger, weil ich zu spät bin.

Für mich sprach, dass ich endlich Sommerferien hatte und es deswegen doch auch mal verdient hätte ausschlafen zu können. Warum erwarten die Lehrer, dass ihre Schüler um acht Uhr in der Früh aufstehen und das in den Sommerferien. Das ist die reinste Zumutung.     

Widerwillig kroch ich zur Bettkante, warf aber nochmal einen letzten sehnsüchtigen Blick zurück. Mit tapsigen Schritten schlurfte ich in mein Bad und begann meine Zähne zu putzen. Während ich mit der Bürste ordentlich jeden Winkel meines Mundes schrubbte, sah ich mich ein wenig um. Die ganze Internat-Wohnung war modern eingerichtet und hatte durchaus Stil. Wer gedacht hatte, dass Internate immer schmutzig und nicht luxuriös wären, hatte sich beim Michelangelo-Internat getäuscht. Es war der Traum eines jeden Schülers.

Als ich die Räume das erste Mal betrat, fielen mir fast die Augen aus. Ich kam aus relativ ärmlichen Verhältnissen und hatte noch nie so viel Luxus erlebt. Für mich war es einfach unbeschreiblich, dass ich hier wohnen sollte.

Jeder der im Internat wohnte, hatte eine kleine Wohnung, bestehend aus einem großen Gemeinschaftszimmer, mit einer kleinen offenen Küche, 2 Badezimmern und 3 Schlafzimmern. In einer Wohnung konnten immer 3 Schüler wohnen. Es gab ein Jungen- und ein Mädchen-Wohnhaus.

Ich hatte nur eine Zimmerkollegin, die sich aber seit 3 Tagen im Urlaub mit ihrer Mutter befand. Sie hieß Rosalie Hale und war in diesen 3 Jahren, die ich hier schon lebte, zu meiner besten Freundin geworden.

Ihr Bruder Jasper Hale war mein Balletttanzpartner. Wir beide waren ein eingespielte Teams und ergänzten uns hervorragend.
Rosalie hingegen tanzte kein Ballett, sondern spielte wundervoll Geige. Gerne hörte ich ihr zu und träumte dabei vor mich hin.

Obwohl die Beiden ziemlich unterschiedlich waren, gehörten sie zu meinen engsten Freunden, mit denen ich viel Zeit verbrachte. Aber einer gehört noch in unsere Clique, Emmett Cullen, der Sohn von Esme Cullen, der Direktorin des Internats. Seit meiner frühsten Kindheit, war ich mit ihm befreundet. Er ist ein lockerer, witziger Typ mit einem großen Mundwerk, auf den man zählen kann.

Ich spuckte die Zahnpasta aus, spülte meinen Mund aus und stieg dann unter die Dusche. Während das Wasser über meinen Körper lief, dachte ich über den heutigen Tag nach. Es war ein Auftritt in Norderstedt, eine Stadt nähe Hamburg, geplant. Jasper und ich würden auf einer Charity-Veranstaltung auftreten. Das ertragene Geld sollte an ein Jugendtheater gehen.

Mrs Cullen, oder besser gesagt Esme hatte diesen Auftritt für uns organisiert. Sie wollte mich und Jasper etwas bekannt machen und gleichzeitig ein bisschen Werbung für ihr Internat publizieren. Das machte sie öfters in den Ferien, denn sie wusste, dass sie auf uns zählen konnte.

Außerdem waren Jasper und ich keine Anfänger mehr; unsere Ballettaufführungen waren professionell genug, um sie der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Wir waren zwar noch keine Profis, aber die besten Balletttänzer des ganzen Michelangelo Internats.

Nach dem Duschen und Haare föhnen huschte ich zurück ins Schlafzimmer, riss meinen Schrank auf und holte mir frische Unterwäsche, Jeans, meine blaue Bluse und ein weißen Seidenschal heraus. Das Wetter war diesen Sommer Wort wörtlich ins Wasser gefallen. Andauernd regnete es, das Klima war kühl und die Sonne war so gut wie nie zu sehen.

Besonders heute sah es sehr kühl und regnerisch aus. Ich hoffte… Naja, eher betete ich, dass die heutige Veranstaltung intrinsecus, also im Inneren stattfand. Nicht nur das die Open-Air-Bühnen meist schrecklich zum Tanzen waren, sondern auch den klimatischen Verhältnisse könnte ich mir in dem dünnen Kleid glatt eine Lungenentzündung holen. Und das konnte ich in den Ferien absolut nicht gebrauchen. Logische Indizien führten mich aber zu dem Schluss, dass es innerhalb stattfinden musste, zum Teil weil die Darbietung erst gegen 20 Uhr starten sollte.

Als ich fertig angezogen war, band ich noch meine Haare zu einem Zopf zusammen und schnappte mir meine passende blaue Tasche und einen Mantel, verstaute den Schlüssel in der Manteltasche ging aus der Wohnung.

Viel los war auf dem Internatsgelände nicht. Die meisten Schüler waren nach Hause zu ihren Eltern gefahren, genossen auf diese Weise ihre Sommerferien. Aber dadurch, dass ich heute einen Auftritt hatte und meine Mutter ohnehin nie Zeit für mich hatte, würde ich meine Sommerferien wieder hier verbringen. Probleme hatte ich damit keine, da das Internat für mich wie ein zweites Zuhause war.

Außerdem unternahm Esme viel mit mir. Sie kannte meine Mutter aus Schulzeiten und wusste, dass sie viel arbeiten musste. Schon als kleines Kind unternahm Esme viel mit mir und unterstütze mich im Ballett. Meine Mutter hatte dazu keine Zeit, denn sie arbeitete 12 Stunden am Tag. Von Montag bis Samstag, um Geld zu verdienen. Esme hatte ihr oft schon angeboten, uns finanziell zu unterstützen, aber das wollte meine Mum nicht. Sie war eine zu sture Person, um Hilfe anzunehmen, was wir eigentlich bitter nötig hätten. Deswegen unterstütze Esme mich, um mir wenigstens ein schönes Leben zu ermöglichen.

Durch Esme konnte ich auf dieses Internat gehen, denn sie gab mir das Stipendium und bezahlte andere anfallende Kosten.

Sie tat alles für mich, weil ich für sie ihre eigene Tochter war, die sie liebte. Und wenn ich ehrlich bin, war Esme für mich, auch eine bessere Mum, als Rene   es war. Sie hatte mehr Zeit für mich, das Geld war mir in der Hinsicht egal, weil sie mir außerdem Liebe und Motivation gab. Egal wie oft ich im Ballett auf die Nase gefallen bin, Esme gab mir immer den Mut und die Kraft weiter zu machen. Ohne sie hätte ich schon längst mit dem Ballett aufgehört.

Bei Rosalie und Jasper war es nicht anders. Ihre Eltern waren öfters geschäftlich unterwegs und hatten somit auch wenig Zeit für ihre Kinder. Deswegen verbrachten die Beiden auch viele Ferien im Michelangelo-Internat, bei Esme, Emmett und mir…

Als ich am Jungenwohnhaus vorbeiging hörte ich, dass jemand meinen Namen rief. Das brachte mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und sah Jasper aus dem Gebäude rennen.

"Morgen Jasper, na hast du wieder verschlafen?“, fragte ich neckend und umarmte ihn kurz, als er bei mir war.

„Sonst habe ich nie verschlafen. Ich heiße ja nicht Isabella, die einfach nicht aus den Federn kommt... Mein Wecker ist stehen geblieben und ich bin erst vor einer Viertelstunde aufgewacht…“, antwortete er und drückte mich kurz.

„Hm… Sonst brauchen Jungs doch nur fünf Minuten, aber du bist ja anders. Warst du wenigstens duschen? Ich habe keine Lust das ich heute Abend, wegen deiner nachlässigen Körperhygiene umfalle!“, gespielt rümpfte ich meine Nase.

„Haha  Bella, wie lustig du heute wieder bist. Natürlich war ich duschen und selbst wenn du umfallen würdest, könnten wir das Stück einfach „der fallende Schwan“ nennen, dann passt es schon. Die Leute wären bestimmt hell auf begeistert“, konterte Jasper.

Ich erdolchte ihn mit einem tödlichen Blick. Jasper musste sich dabei sichtlich ein Grinsen verkneifen.

„Nun hör auf so zu gucken. Wir müssen langsam zu Esme gehen. Frühstücken! Ich habe Hunger“, sagte Jasper.

Ich nickte und ging stillschweigend neben Jasper her. Schweifte wieder in meine Gedanken.

Esme wohnte nicht weit vom Internat entfernt. Höchstens zehn Minuten zu Fuß und schon erreichte man ihr Haus oder besser gesagt ihre Villa. Diese war riesengroß und mit viel Glas verkleidet. Umringt war sie von einem riesigen Garten, den ich einfach liebte. Der Stadtpark stand in keinem Vergleich zu der zahlreichen Vielfalt an Blumen und Bäumen, die Esme in ihren Garten hatte.

Gerne verbrachte ich meine Zeit im Garten, um einfach mal abzuschalten und die Ruhe zu genießen. Diesen Sommer war das leider noch nicht so oft möglich gewesen, das Wetter spielte einfach nicht mit. Aber das Haus war auch nicht unscheinbar. Es war nach allen Regeln der Kunst – wie es sich für das Haus einer Rektorin für ein Kunst-, Musik- und Tanz-Internat gehörte - eingerichtet aber nicht zu pompös , einfach schlicht und modern. Durch die vielen großen Fenster wirkte es offen, frei und ungebunden.

Die nächsten paar Wochen werden Jasper, Rosalie und ich wieder in Esmes Haus wohnen, das Internat ist ab nächste Woche wieder, wegen Reinigungsarbeiten geschlossen. Esme hatte uns schon unsere eigenen Zimmer eingerichtet, sodass wir unser eigenes kleines Reich hatten.

Es wird bestimmt wieder eine lustige Zeit werden. Rosalie, Jasper und Emmett machten so viel Quatsch, sodass es gar nicht langweilig werden konnte. Außerdem konnte ich im Saal Ballett üben, was ich die letzte Zeit sehr vernachlässigt hatte. Es war einfach so viel Schulstress gewesen. Jeder Lehrer wollte noch einen Test schreiben und eine mündliche Überprüfung… Es war jedes Jahr das gleiche. Am Ende des Schuljahres bemerkte jeder Lehrer, dass ihm noch Noten fehlten, um daraufhin eine Endnote zu produzieren. Manchmal wirkt das wie purer Sadismus, nur um die Schüler ein letztes Mal quälen zu können.

Aber jetzt wollte ich gar nicht mehr an Schule denken. Es waren ja endlich Sommerferien. Mehr Zeit für Ballett und für meine Freunde.

Während der Schulzeit hatte ich immer mit lernen oder Ballett zu tun, und der wichtigste Punkt, ich konnte nicht ausschlafen!

Nachdem Jasper und ich die Eingangshalle des Hauses betraten, kam uns gleich eine Bedienstete entgegen. Sie grüßte uns und nahm uns netterweise unsere Jacken ab. Kurz teilte sie uns mit, dass uns der junge Herr Emmett schon sehnlichst erwarte.

Schnell gingen wir beide in die Küche und sahen, dass uns Emmett böse anfunkelte.

„Jasper, Bella!“, fing Emmett sofort an. „Kaum sind Ferien und die Lehrer sind in Urlaub, achtet niemand mehr auf eure Disziplin und Pünktlichkeit. Ihr kommt einfach 20 Minuten zu spät zum Frühstück. Völlig unakzeptabel. Ich dachte schon ihr würdet gar nicht kommen und ich müsste verhungern, weil meine Mum mir ja nicht erlaubte was zu essen, bevor ihr nicht da seid.“

Das war typisch Emmett, er dachte nur ans Essen…

„Du Vielfraß.“ murmelte ich leise.

„Emmett, nun übertreib mal nicht.“, sprach Esme tadelnd. Ihr Blick schweifte zu Jasper und mir. „Guten Morgen ihr beiden, ich hoffe der Morgen war nicht allzu stressig. Ich weiß, dass ihr es nicht gerne habt, in den Ferien so früh aufzustehen. Bei Emmett war es auch schwer ihn aus den Federn zu bekommen.“

„Morgen Esme“, entgegneten Jasper und ich. Wir erwiderten ihr Lächeln, nebenbei schielte ich zu Emmett herüber. „Guten Morgen Teddy. Es tut mir aufrichtig leid, ehrlich, aber Jasper, die Trantüte, kam einfach nicht in die Gänge. Du kennst ihn doch, er ist schlimmer als jedes Mädchen. Er brauchte heute wieder Stunden, nein Tage im Bad und gebracht hat es trotzdem nichts.“

„Hey! Das stimmt doch nicht.“ Meldete sich Jasper zu Wort. Ich grinste ihn nur an. Ja Jazzy Baby, DAS war meine Rache für vorhin. Wer sich mit mir anlegt, der bekommt es auch zurück.
„Guten Morgen Bambi! Dir brauch es nicht leid zu tun, ich weiß wie das mit Jasper ist, er ist manchmal ein richtiges Mädchen“, erwiderte Emmett und fing an zu lachen, als Jasper irgendwas grummelte und sich an den Tisch setze.

„Emmett wie oft habe ich dir schon gesagt, das du mich nicht so nennen sollst? Ich bin kein Reh!“ fing ich an zu meckern, als ich meinen Spitznamen hörte.

Bambi war schon ewig mein Spitzname und trotzdem konnte ich ihn noch nie ausstehen. Seitdem ich mal mit Emmett Bambi geschaut hatte, nannte er mich so. Nur weil er meint, ich hätte genauso dunkelbraune Augen und lange Beine wie Bambi, deswegen benannte er mich nach einem Reh…

Emmett sagte außerdem, dass ich einen Charakter, wie ein Rehs besäße. Süß aber scheu… So ein Unsinn!

„Du nennst mich doch auch Teddy, also sind wir wohl quitt“, entgegnete er und setze sich demonstrativ an den Tisch. In seinem Blick konnte ich die Herausforderung erkennen.

„Aber du bist doch ein Teddy. Mein großer, süßer Teddybär“, mit einen Schmollmund und großen Augen blickte ich ihn an. Emmett schüttelte grinsend seinen Kopf.

Er erinnerte mich, durch seine starke Gestalt und Charakter sehr an einen Teddybär. Er war groß, mit durch trainiertem Körper, mit kurzen, lockigen dunkelbraunen Haaren.

Obwohl man vor seiner Gestalt ziemlich Angst haben könnte, hatte er trotzdem einen sehr weichen Kern. Ich wusste, dass ich auf ihn zählen konnte und er immer für mich da war. Außerdem war er sehr knuddelbedürftig. Deswegen war er für mich mein persönlicher Teddybär geworden.

Ich setze mich mit Esme an den Küchentisch und begann, wie die anderen, zu essen.

Esme teilte uns währenddessen mit, dass wir kurz, ins Krankenhaus müssten. Carlisle, ihr Ehemann, musste letzte Nacht zu einem Notfall und bräuchte jetzt frische Sachen.

Das war wohl einer der Gründe, warum ich niemals Arzt sein werden wollte. Egal wie spät es sein würde, wenn ein Notfall wäre, müsste man hin, was für mich die reinste Tortur wäre. Ein anderer Grund war, dass ich kein Blut sehen bzw. riechen konnte und ich glaube meine Patienten würden es nicht so toll finden, wenn ich jedes Mal zusammen brechen würde, wegen ein bisschen Blut. Aber die rote Flüssigkeit riecht auch so metallisch, einfach widerlich!

Nichts desto trotz ist Carlisle einfach der beste Arzt, den ich kenne. Er gibt niemals sofort auf und sucht nach einer Lösung. Hinter seinen Tätigkeiten steckt Leidenschaft und Liebe. Er liebt das Leben und seine Berufung schien zu sein, das Leben anderer zu retten, das Leben zu verlängern, um jedem den Genuss des Lebens darbieten zu können. Es erinnerte mich an meine Leidenschaft und Liebe zum Ballett.

Es gibt Tage, an denen ich ihn bewunderte. Er hat seinen Traum erreichen können. Seinen Traum Chirurg zu werden. Mehr als 10 Jahre musste er dafür kämpfen, dafür hat verdiente er meinen größten Respekt. Soviel Freizeit zu opfern ist hart, aber er hat trotzdem nicht aufgegeben.

Deswegen werde ich auch nicht aufgeben! Mein Traum ist es eine Profiballettänzerin zu werden und Basta! Koste es was wolle.

„Bella!!??“ riss mich plötzlich jemand aus den Gedanken. Es war Emmett, der mich hinterhältig angrinste.

„Ihr habt doch heute einen Auftritt in Norderstedt. Können Jasper und ich vorher noch zu einen Autoladen gehen, bitte.“ Er lächelte mich lieb, mit großen Bärchenaugen, an.

„Hmmm… Emmett was fragst du mich das? Das musst du doch deine Mum fragen.“ Fragte ich irritiert.

„Das habe ich doch! Nur Miss „Ich-bin-nur-körperlich-anwesend“, war ja wieder ganz in Gedanken! Wer weiß an wenn du gedacht hast, vielleicht an deinen heimlichen Verehrer?“

„Emmett, lass es bitte! Du weißt, wie jeder andere im Raum, dass ich nichts mit Jungs zu tun haben möchte. Dazu habe ich keine Lust und Zeit. Die Ausnahmen sind du und Jasper. Punkt“, entgegnete ich energisch und sah ihn streng an.

„Ja ja Bella, beruhige dich bitte. Du kennst doch Emmett, er nutzt jede Gelegenheit um dich zur Weißglut zu bringen“, mischte sich Jasper ein.

„Ha ha, ja das stimmt“, stimmte Emmett ihm zu. Beide ernteten meinen berühmten bösen Blick.

„Bella, hör doch endlich auf so zu gucken, ich habe dir nichts getan. Langsam sollten wir aber zurück zum Thema kommen. Esme trifft sich noch mit einer alten Schulfreundin, somit musst du wohl oder übel mit ins Autohaus kommen“, schilderte Jasper ruhig die Lage.

„Ihr und eure blöden Autos! Anstatt, dass ihr mit einem Auto zufrieden wärt, das vier Räder hat und ordentlich fährt, müsst ihr ja gucken wie schnell das Ding fahren kann und wie sich der Motor anhört bla bla bla… Wehe ihr wagt es nochmal zu sagen, dass ich und Rosalie schlimm beim shoppen wären.“

„Ich komme mit, aber nur unter einer Bedingung, wir bleiben nur eine halbe Stunde dort, okay?“,lenkte ich sichtlich genervt ein.

„Bambi, dass reicht doch niemals! Wir wäre es mit einer dreiviertel Stunde? Bitte!“, bettelte Emmett gleich los und machte große Kulleraugen.

Ich schnaufte. Dieser Blick wirkte bei mir nicht. Nicht wenn es um Autos ging. Wir waren mindestens schon in 20 verschiedenen Autohäusern, aber die Jungs hatten ihr Traumauto noch immer nicht gefunden….

Die Beiden waren echt schlimmer, als Mädels beim shoppen! Wichtig war doch eigentlich nur, dass es fährt und vielleicht das einem das Design zusagt.

„Nein Emmett, vergiss es. Wenn du noch weiter bettelst, dann werden es 20 Minuten! Darüber diskutiere ich auch nicht mehr“, antwortete ich bestimmend.

Mein großer Teddy wollte in dem Moment wieder betteln, als ihn Esme unterbrach. Sie sagte zu ihm, dass wir das nachher noch klären könnten. Jetzt hätten wir keine Zeit mehr. Wir müssten langsam los.

Schnell aß ich mein Marmeladenbrötchen auf und leerte die Tasse Kaffee mit einem ordentlichen Schluck. Als die anderen auch fertig waren, räumte ich mit Esme alles ab und stellte es in den Geschirrspüler.

Schnell ging ich in mein Zimmer, wo das Kleid für den heutigen Tag bereitgelegt war. Jaspers Anzug hing daneben. Ich schnappte mir die Sachen und ging nach draußen, wo schon alle warteten.

„Emmett Schätzchen? Kannst du Bella bitte ihre Sachen abnehmen und es ins Auto legen?“ fragte Esme und sah ihn lieb an.

„Ja Mama…“ Emmett trottete zu mir, nahm mir die Sachen ab und ging dann zum schwarzen Mercedes. Er legte die Sachen ordentlich in den Kofferraum und stieg dann ein.

Dann setze ich mich zu Jasper auf die Rückbank; auch Esme hatte bereits auf dem Fahrersitz Platz genommen. Emmett schmollte auf seinem Beifahrersitz und schwieg. Ich fragte ihn wieso er schmollte. Er sagte nur etwas Ähnliches wie, dass seine Mum ihm nicht erlaubt hatte zu fahren, obwohl er es gerne gemacht hätte. Manchmal war er ganz versessen darauf Auto zu fahren. Während der Schulzeit hatten wir kaum Zeit dazu und durften auch nicht immer zu weit weg fahren. Deswegen nutze er jede Gelegenheit, um selbst zu fahren. Er hatte ja schon vor fast einem Jahr seine Fahrerlaubnis erlangt.

Wir fuhren endlich los und eine halbe Stunde später waren wir bereits an Krankenhaus. Es war heute mal wenig los in Hamburg, was wirklich als Ausnahmefall zu zählen war - eigentlich steckte man hier immer im Stau. Eindeutig zu viele Autos und Menschen. Es grenzte wirklich an ein Wunder, dass ich meine Fahrerlaubnis in dieser Stadt geschafft hatte.

Esme parkte das Auto   und stieg aus. Sie würde nur schnell die Sachen bringen und ohne Umwege dann wieder zu uns kommen.

„Hmm… Bei dieser Veranstaltung heute Abend, treten dort mehrere auf oder nur ihr?“, fragte Emmett, als seine Mutter außer Sichtweite war.

„Soweit ich von Esme unterrichtet worden bin, treten dort viele Künstler auf. Scheinen jedenfalls auch nicht berühmt zu sein. Deine seltsamen Musikbands wirst du da jedenfalls nicht antreffen. Ich glaube, dass ein Pianist, verschiedene Tänzer, ein Chor auftreten und zum krönenden Abschluss soll ein Orchester spielen. Das war das was Esme mir erzählt hat, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.“

„Es soll noch ein kleines Theaterstück gespielt werden, aber ich weiß nicht welches.“ Ergänzte mich Jasper. Dankend lächelte ich ihn an.

„Okay, bis auf den Teil mit dem Orchester klingt das ganze ja nach einem sehr unterhaltsamen Abend“, sagte Emmett und verzog bei dem Wort „Orchester“ kurz das Gesicht. Er konnte sich noch nie mit so etwas anfreunden und fand das eher langweilig.

„Wenn das Orchester an die Reihe kommt, sind wir bestimmt schon lange weg. Also musst du es dir ja nicht mit anhören“, sagte Jasper aufmunternd.

„Hoffentlich“, murmelte Emmett.

Nach kurzer Zeit kam Esme wieder und wir führten unsere Fahrt nach Norderstedt fort. Während der Autofahrt fragte uns Esme, ob Jasper und ich schon aufgeregt seien. Ich verneinte es und teilte ihr mit, dass die Aufregung meistens erst kurz vor der Show kam und es ohnehin kein bedeutender Auftritt wäre. Im Gegensatz zu einem Wettbewerb, dort war es durchaus schlimmer, schließlich nörgelte die Jury bei dem kleinsten Fehler herum. Aber auf einer Veranstaltung sollte es nur unterhaltsam sein und Spendengeld einspielen. Der Rezipient verstand meist nichts von der Kunst, mit der er sich gerade unterhielt, dass er einen Fehler bemerken würde schien unrealistisch.

Jasper war im Gegensatz zu mir nicht so locker. Er nickte auf Esmes Frage, verkrampfte sich und verzog kurz sein Gesicht. Er hatte noch nicht so oft einen Auftritt gehabt und für ihn war das manchmal auch peinlich. Es gab so wenig männliche Balletttänzer und über die wird sich meistens noch lustig gemacht. Ballett sei eher was für Mädchen, darauf zielten die meisten Kommentare von Gleichaltrigen ab.

Das ist meiner Meinung nach sehr diskriminierend. Jungs können genauso gut Ballett tanzen, wie sie Hip Hop tanzen können. Ballett ist zwar nicht so modern für unser Alter, aber verlangt einem mehr ab als diese Pseudo-Tanzarten. Ballett fordert absolute Körperbeherrschung, Disziplin, Fleiß, Training und das man auch an seine Grenzen geht, wenn nicht sogar darüber hinaus. Viele scheinen das einfach nicht zu verstehen.

Aufmunternd lächelte ich zu Jasper und sagte ihm, dass er ein wunderbarer Balletttänzer sei und dass die anderen keine Ahnung von Ballett hätten. Sie hatten nie die Härte des Trainings kennengelernt.

Kurz erwiderte er mein Lächeln und dankte mir. Dann sah er weiter wieder gedankenverloren aus dem Fenster.

Als wir aus Hamburg raus waren und Esme sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren musste, schaltete sie das Radio an. Sanfte Töne von dem Lied „Love the way you lie“ von Rihanna kamen aus den Lautsprechern.

Ich schloss meine Augen und sang leise ein paar Zeilen mit, die ich auswendig kannte. Ich fühlte mich schläfrig... Irgendwann musste ich eingedöst sein, denn das nächste was ich mitbekam war, dass mich jemand an den Schultern rüttelte.

„Bella, aufwachen. Wir sind da“, hörte ich Jaspers Stimme sagen.

Ich öffnete meine Augen erschrocken und sah in Jaspers Gesicht. Oh. Wir waren schon da? Habe ich gar nicht mitbekommen. Ich sah kurz aus dem Fenster und schaute auf einen Parkplatz, auf dem wir Halt gemacht hatten. Esme und Emmett waren bereits ausgestiegen.

„Hmm… Die Fahrt war viel zu kurz“, murmelte ich vor mich hin und streckte mich kurz. Dann öffnete ich meinen Gurt und stieg aus.

„Na Bambi, langsam ausgeschlafen?“, fragte Emmett als er mich sah.

Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht

„Naja, du weißt ich könnte, wenn ich will, den ganzen Tag schlafen“, antwortete ich kurz und sah zu Esme.

„Esme, wie sieht jetzt eigentlich die Planung aus? Was machen wir denn jetzt als erstes?“, fragte ich sie neugierig.

„Wir dinieren ein wenig. Danach muss ich mich bereits empfehlen. Wie dir Jasper ja schon zugetragen hat, habe ich eine Verabredung mit einer alten Schulfreundin. Es ist Emilie Cross, deine Mum hat bestimmt schon manchmal von ihr erzählt. Sie waren ja immerhin beste Freundinnen während der Schulzeit und haben bis jetzt auch noch viel Kontakt gehabt.“

„Hmm... da war ich wohl nicht ganz aufmerksam... Meine Mum redet ja nicht so viel von ihrer Schulzeit. Aber ich glaube sie hat schon mal erwähnt, dass ihre beste Freundin Emilie Cross hieß und sie jetzt in einem Kinderheim arbeitet. Ich weiß aber nicht genau ob das stimmt“, teilte ich ihr.

„Ja, es stimmt. Sie arbeitet im Kinderheim in Norderstedt. Ich hätte sie dir gerne mal vorgestellt, aber sie muss heute zur Nachtschicht.“

„Mum, ich möchte euch wirklich nicht unterbrechen, aber können wir jetzt endlich in ein Restaurant gehen und essen?! Ihr könnt das ganze nachher noch besprechen, “ mischte sich Emmett ein, der das ganze Gespräch wohl ziemlich langweilig fand. „Sei nicht so hastig, mein Spätzchen. Wir haben doch genug Zeit und das Essen wird sich nicht verflüchtigen.“ Esme strich ihren Sohn kurz die Haare. Wir gingen dann schnurstracks zum Restaurant.

Der Weg bis dahin war nicht allzu lang und bequem zu Fuß zu erreichen. Die Jungs unterhielten sich - wie immer - über Autos, während Esme und ich uns über die Schulzeit von ihr und meiner Mum unterhielten.

Es war spannend mehr über meine Mutter zu erfahren. Sie erzählte mir eigentlich so gut wie nie etwas. Das was ich über ihre Vergangenheit wusste, hatte mir Esme erzählt.

Als wir an einem vier Sterne Restaurant ankamen, suchten wir uns ruhige Plätze und bestellten uns etwas zum essen und trinken. Da niemand, außer Emmett, großen Hunger verspürte, ging das relativ schnell. Ich bestellte mir mit Esme nur einen Salat mit Hähnchenbrust. Mehr Hunger hatte ich einfach nicht. Wir hatten ja auch erst vor knapp 2 ½ Stunden gefrühstückt.

Nachdem wir alle fertig waren und das Essen und Trinken gezahlt hatten, verabschiedeten wir uns von Esme. Wir würden uns jetzt trennen, da sie nun zum Auto zurückkehren und Fr. Cross besuchen würde. Ich hingegen werde genötigt in ein Autohaus zu gehen. Ich war drauf und dran Esme zu fragen, ob ich sie begleiten könnte, aber vermutlich hätte ich nur gestört und deshalb unterließ ich dieses Unterfangen.

Außerdem hatte ich noch die Hoffnung, dass sich die Jungs an die halbe Stunde hielten.

Aber diese Hoffnung verging schnell. Schon als ich sah, dass das ein Mercedes Autohaus war, wusste ich, dass es länger dauern würde. Emmett und Jasper waren in die Automarke verliebt und konnten sich nicht an den Autos satt sehen.

So war es auch. Nach einer Stunde saß ich immer noch auf dem Stuhl, auf den mich die Jungs platziert hatten, und sie schauten noch immer alle möglichen Autos an.

Echt, die Beiden waren echt schlimmer als Mädchen mit Klamotten.
Nachdem noch eine dreiviertel Stunde vergangen war, stand ich sauer auf und ging zu den beiden, die gerade ein blauen Mercedes Cabriolet anschauten.

„So? Die halbe Stunde ist schon lange um. Eigentlich sind schon fast drei Stunden vergangen. Können wir jetzt bitte gehen?“ fragte ich fast verzweifelt. Ich wollte einfach nicht mehr in diesem langweiligen Autohaus bleiben.

„Nur noch eine halbe Stunde, Bella“, sagte Emmett. Ich rollte mit den Augen.

„Das kannst du voll und ganz vergessen, Emmett. Wir gehen jetzt sofort! Du hast mir eine halbe Stunde versprochen und ich habe euch netterweise mehr Zeit gegeben, aber jetzt will ich endlich hier verschwinden“, zischte ich wütend.

„Bella, ganz ruhig. Es dauert wirklich nicht mehr lange. Das könnte echt Emmetts Traumauto sein!“, mischte sich Jasper ein, der den Motor in Augenschein nahm und ihn startete.

„Das hast du auch schon zu den anderen Autos gesagt.. Jetzt lasst uns doch bitte endlich gehen. In ein Café oder so… Bitte, Teddy.“ Ich zog eine Schnute.

„Na, na Bambi. Das klappt nicht bei mir. Wie wäre es wenn du schon mal vor gehst und wenn du ein schickes Café gefunden hast, schickst du uns eine SMS und wir kommen dann zu dir, wenn wir fertig sind, ja?“, schlug Emmett vor.

Ich seufzte ergebend. Die Idee war jedenfalls besser, als hier noch weitere 2 Stunden verbringen zu müssen. Solange würden diese Autosjunkies auf jeden Fall noch brauchen.

„Okay, geht klar. Aber ihr bleibt nicht mehr lange hier, okay? Ich will nicht den ganzen Nachmittag alleine verbringen. Bis nachher“, sagte ich und schnappte mir meine Tasche.

„Okay, bis dann, Bambi“, sagte Emmett desinteressiert. Für ihn war das Auto momentan wichtiger.

So schnell wie möglich verschwand ich aus dem Autohaus und ging in Richtung Innenstadt. Es war eine relativ kleine Stadt. Das nächste Café wäre sicher gleich um die Ecke. Trotzdem beeilte ich mich ein bisschen, weil es sehr nach Regen aussah.

Mein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Ich war ganz in Gedanken versunken. Natürlich bemerkte ich deshalb nicht, wie jemand in mich rein rannte und ich mein Gleichgewicht verlor. Sofort plumpste auf meinen Po und sah erschrocken nach oben.

Vor mir stand ein Mädchen, sie hatte lange schwarze Haare und blaue Augen. Ihre Kleidung war alt, grau und ausgewaschen. Außerdem sah die Kleidung sehr dünn und überhaupt nicht wettergerecht aus. Mein Blick blieb auf den Gesicht des Mädchens hängen. Sie sah erschrocken und verschüchtert zugleich aus. Ihr Blick klebte regelrecht an den Boden.

„Hmm…Entschuldigung? Aber was sollte das denn?“ fragte ich leicht sarkastisch, als sie immer noch kein Ton von sich gab. Sie war still wie eine Maus, regte sich nicht.

„Ahh..Oh… ich…Entschuldigung, wirklich…Ich..ähm… habe dich…sie nicht gesehen. War so in Gedanken und…ähm… hatte es eilig. Es..Es tut mir leid“, sagte das Mädchen mit einer leisen hektischen Stimme. Fast hätte ich sie nicht verstanden. Plötzlich erschrak sie mich, indem sie einen heftigen Hustenkrampf bekam.

Ich stand mit einem Ruck auf und sah sie erschrocken an. Das Mädchen war echt eigenartig, nicht nur das sie so unsicher und verschüchtern ist, sie lief mit ihren dünnen Kleidung, die für 30° C in Schatten geeignet sind, bei kalten 15°C durch die Gegend, ist nebenbei noch krank.

„Geht es?“ fragte ich sie, als sie sich langsam beruhigte. Tränen liefen ihr über die Wange.

Langsam bekam ich Mitleid mit dem Mädchen. Irgendwas musste in ihren Leben schreckliches passiert sein, was sie so verschüchtert hat. Außerdem ist es sehr komisch, dass sie mit diesen Klamotten rum rannte. Modisch waren sie vor 100 Jahren, jetzt ähnelten sie einem Kartoffelsack. Ich malte mir nach und nach Thesen aus. Auf jeden Fall, kam sie aus ärmeren Verhältnissen, dass würde die Art ihrer Klamotten erklären.

Sie nickte schwach und sah mich das erst mal richtig an. Ihre Augen weiteten sich vor Schock. Ich sah sie irritiert an. Was hatte sie nun schon wieder?

„Oh. Mein. Gott. Du bist doch Isabella Swan, die großartige, traumhafte Balletttänzerin!“ quietsche sie und sah mich aufgeregt an.

„Ähm, ja die bin ich.“ Ich war leicht irritiert, dass sie mich erkennt. Berühmt war ich keines Wegs. Ich war eine Mädchen die Kunst des Balletts lernte, aber sie nicht komplett beherrschte. Wichtige weltbewegende Auftritte hatte ich noch keine.

„Du bist es wirklich, wow. Ich bin dein absoluter größter Fan. Du und Jasper ihr seid meine Idole. Ihr tanzt so traumhaft schön… Ich könnte echt jedes Mal heulen, wenn ihr tanzt. Ahhh… Ich bin so glücklich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich dich wieder sehe und dann noch live vor mir.“ Ihre Worte überschlugen sich und sie wurde immer schneller. Die Augen, die vorhin noch ganz trostlos und leer aussahen, strahlten in einen eigenartigen Glanz. Ich merkte wie ihre Tränen wieder überliefen, vor Glück.

Ich lächelte leicht. Das Mädchen war zwar echt eigenartig und etwas verrückt, aber trotzdem mochte ich sie.

Plötzlich spürte ich wie mich ein kalter nasser Tropfen auf der Stirn traf. Sah zum Himmel hoch und bemerkte, dass es langsam anfing zu regnen.

„Hmm… Möchtest du mit mir einen Kaffee trinken gehen? Ich wollte in einem Cafè auf meine Freunde warten. Es ist gleich hier um die Ecke. Keine 5 Meter mehr. Ich würde ich mich wirklich freuen, wenn du mir Gesellschaft leisten könntest.“ fragte ich sie und lächelte ihr zu.

Mit so einer Frage, war sie wohl nicht gefasst. Denn ihr Gesicht war von einem Blick auf den anderen versteinert. Nach einem kurzen Augenblick riss sie sich dann wieder zusammen. Errötend nickte sie und sah wieder zu Boden. Kopfschüttelnd beobachtete ich das Szenario.

Wir beeilten uns zum Café. Kaum waren wir im schützenden Café, begann der Regen nur so auf den Asphalt zu trommeln. Ich öffnete die verglaste Tür des Cafés und wollte gerade das Mädchen herein bitten, als mir plötzlich klar wurde, dass ich zu noch nicht einmal ihren Namen kannte.

„Puhh…“,sagte ich, „Wir haben es gerade nochmal geschafft. Aber sag mal, kann ich auch deinen Namen erfahren? Es wäre mir unangenehm mit dir einen Kaffee zu trinken und nichts über dich, geschweige deinen Namen, zu wissen und dich immer mit „du“ anzureden finde ich auch nicht schön.“ Ich suchte mir einen Tisch und setze mich hin.

„Alice. Mein Name ist Alice Mary Masen. Aber du kannst Alice zu mir sagen.“, entgegnete sie. Die besagte Alice setze sich an den Tisch, auf den anderen freien Stuhl   und sah schüchtern auf den Tisch.

„Hmm…sag mal Alice, woher kennst du mich eigentlich?“, fragte ich neugierig nach, „So berühmt bin ich nun auch nicht.“

„Naja, du hattest zweimal hier in Norderstedt an meiner Schule einen Auftritt“, sagte sie verlegen. Kurz überlegte ich. Schon viele Male hatte ich einen Auftritt an einer Schule gehabt. Langsam kam man durcheinander wie und wo man schon überall aufgetreten war. Jedes Mal waren andere Eindrücke gewesen.
Nach einer Weile des Denkens fiel mir der Name der Schule in Norderstedt wieder ein. Schon länger als ein Jahr war es her gewesen, dass ich dort einen Auftritt gehabt hatte.

„Hmm… Ja, genau. Am Humibole-Gymnasium hatte ich mal zwei Auftritte. Einen mit und einen ohne Jasper. Das ist die Schule, auf die du gehst, oder?“, hackte ich nach.

Alice nickte heftig und wie vorhin fing sie plötzlich an zu Husten.
Ich seufzte leise. Sie hatte sich eine kräftige Erkältung eingefangen, wie es aussah. Bei dem Wetter war es aber nicht verwunderlich. Langsam schälte ich mich aus meinen Schal.

„Hier mach ihn dir um. Der Schal schützt deinen Hals vielleicht ein bisschen vor der Kälte. Außerdem bestelle ich dir jetzt erst mal einen schönen Tee.“, beschloss ich und winkte gleich den Kellner her. Denn Schal legte ich vor ihr nieder.

Ich bestellte für mich einen Cappuccino und für Alice einen Kamillentee mit viel Honig.

„Aber ich habe kein Geld dabei.“ entgegnete Alice leise und legte zögernd den Schal um.

„Ich bezahle das für dich. Immerhin bist du mein größter und mein einziger Fan. Den muss ich doch irgendwie behalten.” Ich lächelte und sie erwiderte es kurz.

„Danke“, sagte Alice. Eine kurze Zeit war es still, doch dann hörte ich einen Magen knurren. Ich sah zu Alice und sie lächelte mich verlegen an. Um ihre Wangen war eine leichte Röte zu erkennen.

„Ich glaube dein Magen kann Gedanken lesen. Lass uns ein leckeres Stück Kuchen bestellen, ja? Ich lade dich ein, aber nur heute“, ich zwinkerte ihr gespielt zu.

„Ich..oh wow. Isabella, ich danke dir. Sag mal.., uhm duhu... darf ich... dich umarmen?“, fragte sie ernsthaft mit geröteten Wangen und stand auf. Ich schüttelte prustend den Kopf.

„Na gut. Aber nur wenn du mich Bella nennst. Isabella klingt so altmodisch…“, vermerkte ich und umarmte sie. Wie beide lachten gemeinsam auf. Die Situation hatte schon was Komisches an sich.

Mit dieser Umarmung war der Bann gebrochen. Von dort an gab es keine stille Minute mehr. Wir redeten über alles Mögliche, während ich mein Stück Schokokuchen aß und sie ihre Erdbeertorte.

Ich erfuhr vieles über Alice. Sie war auch 17 Jahre alt wie ich und hatte einen älteren Bruder. Sie ging in die 12 Klasse des Humibole-Gymnasiums. Schon immer wollte sie Ballett lernen, aber hatte noch nie die Chance dazu gehabt.

Als ich sie fragte, welchen Beruf sie später mal ausüben wolle, berichtete sie mir, dass sie Mode-Designerin werden wolle. Anscheinend liebte sie es Outfits zu entwerfen. Sie sprach so mit Leib und Seele über ihre Entwürfe. Zu dem versprach sie mir, irgendwann mir mal ihre selbstgemachten Sachen zu zeigen. Wenn es sich mal ergab.

Irgendwann blieben wir am Thema Jungs hängen. Alice quetschte mich regelrecht über Jasper aus. Sie stand ziemlich auf ihn und gab irgendwann auch zu das sie ihn ganz süß fand. Für sie war es beeindruckend, dass er Ballett tanzte.

Nachdem wir mit den Thema Jasper durch waren erzählte sie mir über ihren großen Bruder. Ich erfuhr, dass er Edward hieß und morgen 18 Jahre alt wurde. Außerdem sei er nach Alice Worten, einfach der beste Bruder, den man nur haben könnte. Man sah ihr regelrecht an, dass sie ihn liebte.

Wir verstanden uns tadellos und vergaßen regelrecht die Zeit.
Erst als mein Handy anfing zu vibrieren schaute ich auf die Uhr. Es war schon 16 Uhr. Alice und ich waren schon 2 Stunden in diesem Café.
Ich entschuldigte mich kurz bei Alice und las die SMS. Sie war von Emmett.

Na Bambi,

bist du so beschäftigt, dass du sogar vergisst uns eine SMS zu schicken?


Wer ist es denn, der dich ganze 2 Stunden ablenkt?


Naja Bambi, ich wollte dir eigentlich nur mitteilen, dass wir fertig sind.

Ich habe mein Traumbaby bekommen. Wenn du willst können wir noch in ein Café gehen.


LG dein Teddybär



Ich seufzte. Die Jungs hatte ich wirklich vergessen. Ich sah zu Alice, die mich irritiert anschaute.

„Das war gerade Emmett, von dem ich dir heute schon erzählt habe. Er scheint nun endlich ein passendes Modell gefunden zu haben. Würde es ungelegen kommen, wenn Jasper und Emmett hier her kommen würden? Ich fände es schön mich noch etwas mit dir unterhalten zu können. Es macht echt Spaß mit dir, Alice“, fragte ich sie.
Ihre Augen weiteten sich und sie schüttelte den Kopf.

„Nein auf keinen Fall. Ich würde es toll finden Jasper endlich persönlich kennenzulernen und ihn nicht immer nur von weiten beobachten zu könne.“ Wir beiden fingen wieder an zu lachen.

Schnell schrieb ich Emmett zurück:

Na Teddy,

endlich kannst du mich nicht mehr nötigen, in ein Autohaus zu gehen.

Und ich bin eine Frau, wenn ich jemanden gefunden habe zum Quatschen, dann kann ich den ganzen Tag labern und euch vergessen Ich bin übrigens im La Cafe, in der Innenstadt. Könnt ihr eigentlich nicht verfehlen.


LG deine Bella


PS: Ich bin hier mit einem Mädchen! Nur um deiner verworrenen Gedankenwelt Einhalt zu bieten. Du denkst doch sicher wieder ich hätte einen Jungen kennengelernt oder so etwas! Als ob man sich mit einem Jungen 2 Stunden unterhalten könnte.



Schnell schickte ich die SMS ab.

„Sag mal wie spät ist es eigentlich? Ich wollte mich ja um 15.45Uhr mit Edward treffen“, fragte mich Alice.

„Ohh ähh… Naja es ist schon kurz nach 16 Uhr“, teilte ich ihr mit.

„Ohh, nein, verdammt! Ich, blöde Kuh, habe wieder mal die Zeit vergessen. Er wird bestimmt wieder sauer sein. Ich wollte doch nur ein Geburtstaggeschenk für ihn besorgen, aber nein nicht mal das bekomme ich hin. Er hat schon morgen Geburtstag und ich habe immer noch nichts für ihn. Außerdem komme ich dazu noch zu spät… Wow…Was für eine tolle Schwester ich doch bin. Oh man…Was mach ich jetzt nur?“, meckerte Alice über sich selbst, ganz aufgeregt und war schon dabei aufzustehen.

„Hey, warte mal! Er hat doch bestimmt ein Handy dabei, oder? Rufe ihn doch einfach an und sage ihm, dass du hier bist?“, schlug ich vor.

„Ja, er hat sein Handy immer dabei. Er kennt mich ja und weiß, dass ich gerne mal einen Termin vergesse, aber ich bin total Pleite und kann ihn nicht anrufen. Ich glaub ich muss jetzt wirklich los. Er ist sicher schon sauer “, antwortete sie geknickt.

„Nimm meins,“ sagte ich bestimmend und legte mein Handy zu ihr auf den Tisch.

„Aber ich kann doch nicht? Was ist mit dem ganzen Geld, das ich schon wieder verbrauche?“, sagte sie aufgeregt.

„Alice, nimm es einfach, bitte. Ich will noch mit dir Zeit verbringen. Mit dir kann man einfach gut über die Jungs reden. Also wenn du willst, kannst du das Handy nehmen und deinem Bruder sagen, dass er herkommen kann. Du musst aber nicht, wenn du nicht willst. Entscheide es selbst, okay?“, unterbreitete ich.

„Ich…, danke Bella! Du bist echt toll und das nicht nur im Ballett“, entgegnete Alice und lächelte mich dankend an.

Sie nahm mein Handy in die Hand und tippte die Nummer von Edward ein. Mit einem schnellen Ruck hielt sie mein Handy vorsichtig an ihr Ohr. Keine 5 Sekunden später sprach sie schon los:

„Hallo, Edward. Ich bin es Alice….. Jaja, ich weiß, dass das nicht mein Handy ist. Es ist von einer Freundin.“ Fragend sah sie mich an. Ich lächelte ihr aufmuntern zu.

„Nein, du kennst sie nicht. Es ist Isabella Swan, die Balletttänzerin.“ Kurz war es still und Alice verzog das Gesicht.

„Ja die Tänzerin, nun rege dich ab. Sie ist total lieb und nett. Sie hat mich zu Kuchen und Tee eingeladen“, schwärmte Alice. Ich verdrehte die Augen. Das bisschen war nun wirklich nichts Besonderes.

„Edward! Nun sei nicht immer so misstrauisch. Sie ist nett, okay? Eigentlich wollte ich dir nur mitteilen, dass ich mit Bella im La Café bin. Wenn du dich beruhigt hast, kannst du ja herkommen. Bellas Freunde kommen auch gleich.,“ sagte Alice energisch ins Telefon.

Gerne wollte ich wissen was Edward gesagt hatte, aber es ging mich eigentlich nichts an.

„Ja, Edward ich darf sie Bella nennen. Dann bis gleich und wehe du benimmst dich nicht!“, sie lächelte.

„Hab dich lieb, Brüderchen. Danke und bis gleich“, dann klappte sie mein Handy wieder zu und gab es mir zurück. Zufrieden lächelte sie mich an.

„Ich schätze mal, du hast ihn überreden können?“, fragte ich.

„Ja, er ist in 5 Minuten hier. Sehr begeistert klang er zwar nicht. Aber da muss er wohl oder übel durch.“ Sie verdrehte die Augen.

„So schlimm wird es nun auch nicht werden. Er wird sich bestimmt gut mit den beiden verstehen. Mit Emmett kann man eigentlich nur Spaß haben“, antwortete ich ihr aufmunternd.

Alice nickte und lächelte mich dankend an. Kurze Zeit war es still, sodass ich meinen Gedanken nachgehen konnte.

Erst als die Eingangstür, des Cafés geöffnet wurde, drehte ich mich um. Dort stand jetzt ein wohl doch sehr attraktiver Junge. Seine Kleidung erinnerte mich sehr an Alice. Wie sie, trug auch er verschlissene abgenutzte Kleidung.

Ich konnte erkennen, dass er einen sehr schlanken, aber doch muskulösen Körper hatte. Seine Haare schimmerten vom Licht leicht rötlich, aber sonst waren sie braun.

Nach und nach schweifte mein Blick zu seinem Gesicht und das was ich sah haute mich um. Er hatte leuchtend grüne Augen, die mich regelrecht in einen Bann zogen. Sein Kinn war schmal und er hatte volle rote Lippen, die perfekt zu seinen blassen Teint passten. Ich konnte dichte Wimpern erkennen, die seine Augen noch größer machten. Außerdem hatte er noch eine perfekt gebaute Nase. Kurz gesagt, wenn er jetzt andere Kleidung angehabt hätte, hätte ich ihn glatt für einen 2ten Brad Pitt gehalten.

Noch nie hatte ich so einen schönen Jungen gesehen, obwohl er so schäbige Sachen an hatte. Seine besondere Ausstrahlung schien mich magisch anzuziehen. Oder ich bildete es mir nur ein.

Aber der Junge schien nicht sehr von mir begeistert zu sein. Er funkelte mich böse an und seine vollen Lippen waren so schmal geworden, dass sein Mund einem waagrechten Strich glich.

Plötzlich hörte ich Alice neben mir sagen:

„Ah, Edward da bist du ja endlich.“ Sie stand auf und ging auf den Jungen Namens Edward zu, der ihr „bester“ Bruder war.

Aber auch ihr einziger….

***

2 Kommentare:

  1. Wie zwei Welten die jeden Moment kollidieren, ich bin gespannt, welche Geschenisse sich im 2. Kapitel ereignen werden.

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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