4. A new Change














„Reich sind nur die, die wahre Freunde haben.“ Thomas Fuller


 Kapitel 4

                                                                       

                                                                        Edward Sicht


Die ersten Sonnenstrahlen schienen in das leere und kalte Zimmer. Ich stand regungslos da, fröstelnd - nicht weil es wirklich kalt war, sondern weil mir das Zimmer im Heim jegliche Wärme verwehrte. Zugleich kam die Wärme von außerhalb doch bis zu mir und kitzelte an meinen Zehen. Es war ein gutes Gefühl, das ich zu gerne genoss. 

Als kleines Kind spürte ich diese einzigartige Wärme jeden Tag. Meine Eltern gaben sie mir, mit einem liebevollen Blick oder mit sanften Berührungen. Ich wusste ganz genau, dass mich mein Mum und mein Dad liebten und sich um mich sorgten.

Durch sie, ganz alleine, war ich glücklich.

Aber anscheinend hatte ich es nicht verdient gehabt, glücklich zu sein. Es entschwand, von einer Sekunde zu anderen, aus in meinem Leben und hinterließ tiefe Risse in meinem Herzen. Ich verlor das Wichtigste in Leben - meine Eltern. Sie starben vor meinen Augen. Hilflos musste ich mich ansehen, wie der Grund meiner damaligen Existenz fortging. Mit gebrochenem, blutendem Herzen wurde ich in dieser grausamen Welt zurück gelassen.

Die Wärme, die ich einst gespürte hatte, war fort, für immer. Dachte ich jedenfalls. Der kleine, fröhliche Edward, der ich einst gewesen war, existierte nicht mehr. Er war mit dem Fortgang seiner Eltern gestorben. Die Wunden waren einfach zu tief, zu fest verankert, um weiter fröhlich zu sein.

Ein gefühlloser, hoffnungsloser Edward nahm seinen Platz ein.

Aber das Schicksal belehrte mich eines Besseren. Irgendwo gibt es immer einen Sonnenstrahl der einem das Gefühl von Wärme wieder vermittelt.

Dieser einzelne, kleine aber bedeutende Sonnenstrahl, gab mir ein Mensch, der mir sowohl fremd als auch vertraut ist… In ihren kleinen, sanften Armen fand ich genau die Wärme, die ich vergeblich gesucht hatte. Sie strahlte all die Gefühle aus, wie es meine Mutter einst getan hatte.

Eigentlich müsste mich nichts mit diesem einzigartigen Engel verbinden. Wir kannten uns eigentlich kaum. Trotzdem verband uns ein eigenartiges Gefühl. Ich fühlte mich zu ihr hingezogen, unwiderruflich. Es war kein Gefühl, was Männer mit Frauen, auf sexueller Hinsicht, verband. Diese Bindung ging tiefer, viel tiefer. Sie berührte mein zerbrochenes Herz. Ließ es wieder höher klopfen. Der Engel, namens Bella, ließ den alten Edward wieder leben.

Mein Herz sehnte sich so sehr nach dieser Wärme, die sie ausstrahlte.
Deswegen vertraute ich diesem Mädchen unumstritten.
Sie war so rein und vollkommen, aber nicht perfekt. Aber, genau diesen Punkt machte ihre Vollkommenheit aus.

Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich an die Sturheit von Bella dachte... Wie sie mir im Café einen Kaffee aufdrängen wollte….

Damals ging sie mir zwar ziemlich auf den Geist, aber jetzt war ich froh darüber, dass sie in mein Leben getreten ist…

„Edward, es ist ja wirklich schön, dass die Sonne heute ausnahmsweise scheint, aber deswegen musst du dich gerade jetzt nicht bräunen! Wir haben zu tun. Das ganze Zeug packt sich nicht von allein!“, meldete sich plötzlich meine Schwester, dicht hinter mir, mit aufgebrachter Stimme.

Ich schüttelte meinen Kopf, um wieder von meinen ganzen Gedanken fortzukommen. Immer noch stand ich in dem Zimmer, in Norderstedter Heim, wo wir schliefen….

„Ist ja schon gut“, erwiderte ich neutral. Mit einem tiefen Atemzug holte ich tief Luft und stieß daraufhin die angestaute Luft heraus.

Mit einem fast freien Kopf, machte ich mich wieder an die Arbeit. Wir mussten unser ganzes Hab und Gut, in Taschen und Koffern verstauen. In drei Stunden würde uns Esme endlich aus der Hölle befreien.
Gerade mal 3 Wochen ist es her, als uns Carlisle, Esme, Jasper, Emmett, und Bella besuchen kamen. Es gab viele Wendungen an diesen Tag, von Schlechten bis zu Guten. Trotzdem gab dieser Tag Ausschlag für ein besseres Leben. Die Stunden, die ich alleine mit Bella verbrachte, die Nachricht, dass Alice und ich endlich aus diesen Ort rauskommen, waren wie ein Sonnenstrahl nach vielen Jahren regen.

Es kommt mir immer noch so irreal vor, dass sich innerhalb so kurzer Zeit so viel ändern sollte. In ein paar Stunden würden Alice und ich diesen Ort verlassen und in Hamburg ein neues Leben anfangen.

In den letzten 3 Wochen wurde alles diesbezüglich geregelt. Es fanden einige Treffen mit den Cullens, unseren angehenden Pflegeeltern, und den Jugendamt statt. Dabei wurde alles wichtige geregelt und unterschrieben. Selbst der Schulwechsel war in Sack und Tüten. An unserer alten Schule konnten und wollten wir einfach nicht bleiben. Dort befand sich ein genauso schlechtes Klima, wie es der in Heim der Fall gewesen war. Nur das es in der Schule noch durch Mobbing, mehr ausgeprägter war. Deswegen bot uns Esme an, dass wir an Michelangelo Internat, unser Abitur erreichen können. Nur zu gerne nahmen Alice und ich ihr Angebot an.

Nach und nach verschwanden immer mehr Sachen in den Koffern. Es war schon erstaunlich, wie viel sich in den Jahren ansammelte. Wir hatten fast zu wenig Platz, um das ganze Zeug zu verstauen.
Besonders Alice hatte viel zu viel unwichtiges Zeug einzupacken. Aber sie konnte und wollte sich von nichts trennen. Es waren ja sehr wertvolle Erinnerung... Es war mir paradox, wie sie in diesem Heim schöne Erinnerung sammeln konnte.

Ich machte mich an die Arbeit Alices ganze Modewerke in die Zeichenmappe zu legen. Dies war gar nicht so leicht. Egal, wie ich es drehte oder legte, immer wieder sprang die elende Mappe wieder auf.
Mit der Zeit verzweifelte ich aber immer her.

Komischweise kamen ja immer noch mehr dazu…

„Himmel, Alice, wie viele deiner Zeichnungen willst du noch mitnehmen?“ entgegnete ich genervt, als Alice mir noch mehr Zeichnungen hinlegte. Sah sie den nicht, dass es nicht mehr geht?

„Ja, natürlich müssen alle Zeichnungen mit, Edward. Sie sind alle wichtige Erinnerung, die man auf keinen Fall wegschmeißen darf. Also hör auf zu nerven und packe! Ich will endlich hier raus,“ erwiderte eine zutiefst glückliche Alice. Sie tänzelte durchs Zimmer und nahm dabei ihre Sachen in die Hand. Unsanft warf sie ihre Klamotten in den Koffer.

Das Lächeln was dabei auf ihr Gesicht zierte, war praktisch wie eingebrannt.

„Ich packe, aber wie sollen wir es schaffen ALLES einzupacken, wenn die Hälfte des Platzes schon deine ganzen Zeichnungen einnehmen? So schön auch manche Entwürfe sind, ähneln andere eher einen Gekrakel, als einen Entwurf…“ bemängelte ich sie weiter.

Im Hintergrund nahm ich wahr, dass die ersten Hähne in der Nachbarschaft ihr morgendliches Krähen starteten.

Die nächste Zeit, werde ich dieses morgendliche Orchester nicht mehr zu hören zu kommen. Etwas schade war es schon. Es hatte sich so was wie eine Gewohnheit entwickelt, mit dem Krähen der Hähne geweckt zu werden. Ab Morgen würde ich dann wahrscheinlich nur das Brummen und das Gehupe der Autos in Hamburg zu hören bekommen.

„Edward Masen, was erlaubst du dir bitte so was zu behaupten?! Sie waren zwar anfangs etwas daneben, aber man erkennt schon was sie darstellen sollen. In Gegensatz zu dir habe ich wohl mehr Talent in Zeichnen,“ zischte Alice empört und baute sich vor mir auf. Irgendwie war es schon witzig, wie sie versuchte mich, mit ihrer kleinen Gestalt, einzuschüchtern. Bella hatte es schon öfters das Gleiche probiert. Aber ich fand diese Geste, entgegen ihrer eigentlich versuchten Wirkung, einfach nur süß.

Ich versteckte mein Grinsen und versuchte mich wieder auf das Thema zu konzentrieren. Meine Augen schweiften zu ihren Entwürfen.

„Ach ja, man erkennt also was es darstellen soll. Was ist dann mit dem hier? Es sind ein paar Striche oben, mehr kann ICH jedenfalls nicht erkennen.“ Ich wirbelte ein Blatt hoch und hielt es ihr vor der Nase.

Sie schnaufte auf und riss mir das Blatt kräftig aus der Hand.

„Das soll ein Kleid darstellen, dass erkennt doch jeder. Nur ich habe es damals nicht fertiggestellt, weil mir eine bessere Idee eingefallen ist. Trotzdem muss dieser Entwurf mit. Ich stelle es bestimmt irgendwann mal fertig. Der Ansatz ist nämlich wirklich gut geworden. Aber davon hast du hirnloser Idiot eh keine Ahnung… Warum seid ihr Kerle, nur immer so doof?! Okay, ich korrigiere mich. Warum sind fast alle Kerle so doof? Jasper bildet da mal eine Ausnahme,“ zuerst war ihre Stimme aufgebracht, aber gegen Ende hin wurde sie verträumt und sanft.

Dieses Mal war ich es der schnaufte und die Augen verdrehte. Wieder einmal sprach sie von IHM! In der letzten Zeit gab es nur ein Thema und das war Jasper. Jasper ist ja so wunderschön, so toll, so intelligent, so wundervoll, so talentiert, und einfach perfekt …

„Meinst du wirklich du hast die Zeit dazu? Ich würde eher denken, dass du jede einzelne Sekunde nutzt, um mit deinem „heiligen“ Jasper rumzuhängen.“ Ich konnte es mir nicht nehmen, dass ich das Wort ‚heilig‘ extra betonte.

Alice funkelte mich weiterhin böse an. Mit einem Atemzug holte sie tief Luft.

„Edward. Anthony. Masen,“ begann sie. Ich stöhnte auf. Wenn sie so begann, dürfte es eine ganz, ganz lange Rede werden. Ich sprach aus Erfahrung.

„Halt einfach deine verdammt große Klappe. In Gegensatz zu dir würde mich Jasper unterstützen. Niemals wurde Jazzi mir in den Rücken fallen. Er würde mir alles erfüllen, jeden Wunsch, weil er mehr Anstand und Taktgefühl Besitz. Jasper…Ach er ist einfach so sanft und gutmütig. Du dagegen ziemlich impulsiv und launisch. Beim ersten Treffen warst du es, der provoziert hat. Dagegen blieb Jasper total loyal und war noch freundlich zu dir. Deswegen solltest du ihn eher dankbar sein, dass er dir das verziehen hat.
Aber nicht mal das hat er verlangt. Also wage es nicht dich über ihn lustig zu machen. Es ist nicht gerecht ihm gegenüber. Außerdem weißt du doch, dass ich ihn mag. Obwohl mögen vielleicht der falsche Begriff ist. Warum freust du dich nicht für mich? Endlich habe ich einen Mann gefunden der mich anzieht, der für mich perfekt ist. Jasper muss einfach mein Seelenverwandter sein, dass spüre ich in meinem Herzen. Ich freue mich so sehr, dass ich ihn heute wieder sehe…Ihn in den Armen schließen kann….“ Alice fing leise an zu quietschen, wie sie es immer tat, wenn sie sich freute. Eindeutig hatte sie die Wolke sieben erreicht.

Ich verdrehte theatralisch die Augen.

Für mich war es einfach unfassbar, wie jemand solange über ein und denselben Typ reden kann. Obwohl sie sich nur 2 Mal gesehen hatten. Wie kann man so naiv sein und übertreiben?
Ich meine wie oft hat sie jetzt seinen Namen gesagt? 4 oder 5-mal? Meine kleine Schwester war eindeutig besessen von ihm. Selbst in Schlaf sprach sie nur von Jasper.

Ich hoffte wirklich für sie, dass sich das zum Guten wenden wird. Noch nie war meine Schwester verliebt gewesen. Es tat ihr gut, daran bestand keinen Zweifel. Dieses verträumte Lächeln, was auf ihren Gesicht zierte, wenn sie über ihn sprach und die leuchtenden braunen Augen, gaben mir die Hoffnung, dass meine kleine Schwester auch wieder glücklich sein konnte.

Die schlechten Zeiten würden bald vorbei sein. Endlich konnten wir einfach das Gute am Leben genießen. Darauf hoffte ich mit Leib und Seele.

Mit gutem Gefühl, packte ich weiter unser Zeug zusammen. Schon bald waren wir auch fertig und schafften es sogar, wie durch ein Wunder, alles zu verstauen. Obwohl Alice wirklich ALLES mitschleppen musste, selbst sinnlose Steine.

Mit Kraft hob ich die fertigen Taschen und Koffer hoch, und brachte sie hinaus. Alice schaute sich derweil um und schaute nach, ob wir nichts vergessen haben.

Etwas aus der Puste stand ich mit den ganzen Taschen und Koffer am Eingang des Heimes. Ich schaute in die Ferne. Die Freiheit war zum greifen nah, nur noch ein paar Schritte entfernt. Sie wartete auf uns. Es war ein atemberaubendes Gefühl, das zu wissen.

Nochmal, ging ich in mein altes Zimmer. Wo nur noch die alten, verbrauchten Möbel standen, sonst war es vollkommen leer.

„Ziemlich leer und düster sieht es ohne unser Zeug hier aus, nicht wahr?“ wandte sich meine Schwester an mich.

Sie kam mir entgegen. Ihr Blick war aber an das offene Fenster geheftet. Genauso, wie ich vorhin, schaute sie raus in die Ferne. Ich wusste, sie wollte, auch in die Freiheit schreiten.
Ich ging ihr ein paar Schritte entgegen und legte meine Arme um ihre kleinen, zierlichen Körper.

„Da hast du Recht. Aber darüber müssen wir uns nie wieder einen Gedanken machen. Niemals mehr müssen wir hier leben. Es ist bald vorbei, dass wir arme Heimkinder sind. Auf uns wartet eine bessere Zukunft, eine mit viel Glück und Freude,“ versicherte ich ihr.
Alice drehte sich in meinen Armen um. Ihre braunen Augen, die sie von unserer geliebten Mutter geerbt hat, sahen in meine grünen.

„Es bedeutet mir so endlich viel dieser Moment, Edward. Du hast wieder Hoffnung. Ich dachte ich habe den alten, lieben Edward, den ich so sehr liebe, schon verloren. Aber du bist noch ganz der Alte. Nämlich hier drin.“ Sie legte ihre kleine Hand auf mein Herz.

Einen Augenblick sahen wir uns in die Augen. Auf unseren Lippen zierte ein glückliches Lächeln.
„Ich liebe dich, großer Bruder", flüsterte Alice leise. Dabei blinzelte sie ihre aufkommenden Tränen weg.

Leicht und zart strich ich durch ihr schwarzes, kurzes Haar.

„Ich liebe dich auch, kleine Schwester", flüsterte ich ihr zurück. Es tropften die ersten Tränen aus ihren Augen.

„Ich danke dir, Edward. Für alles was du getan hast...Du… Du musstest wegen mir so viel Leiden, obwohl du denselben Ausmaß von Schmerz empfunden hast. Trotzdem hast du alles für mich getan. Immer dachtest du erst an mich und dann an dich. Es tut mir Leid, dass ich wirklich nie etwas gegen deinen Schmerz machen konnte. Es tut mir Leid, dass ich mich selbst aufgegeben hatte. Es tut mir so verdammt leid, dass du wegen MIR so leiden musstest….“

Sie schluchzte herzhaft auf und drückte sich fest an meine Brust. Sanft legte ich meine Arme um sie und strich ihr beruhigend über den Rücken.

„Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Es ist selbstverständlich, dass ich dir geholfen habe. Immerhin bist du meine kleine Schwester, der einzige Grund warum ich nicht komplett aufgeben konnte. Nur wegen dir verlor ich mich nicht ganz. Aber jetzt sollten wir uns keinen Kopf mehr über die Vergangenheit machen. Lass sie ruhen... Dieses Kapitel ist jetzt endlich vorbei. Sei glücklich und lächle dein bezaubernd schönes Lächeln für mich. Zeig es mir, dass es sich gelohnt hat zu kämpfen… Mum und Dad wollen bestimmt auch dein Lächeln sehen. Sie liebten es, genauso wie ich es tue, “ flüsterte ich leise in ihr Ohr.

Alice hob ihren Kopf von meiner Brust. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und ein echtes, glücklicheres Lächeln erschien auf ihren Lippen.

„Ja, Mum und Dad wollten immer das wir beide glücklich sind. Ich danke dir, schon wieder. Du bist der beste große Bruder, den man sich wünschen kann. Auch wenn ich manchmal das Gegenteil behauptet habe. Du bist es trotzdem einfach, “ offenbarte meine kleine Schwester und umarmte mich mit aller Kraft.

Kurz war ich überrascht über die Kraft, die in ihren kleinen Körper steckte, aber dann musste ich über den Enthusiasmus meiner Schwester lachen. Sie stimmte zu gerne mein Lachen mit ein.

„Bist du bereit?“ fragte ich sie, als wir uns etwas beruhigt haben. Ich deutete mit dem Blick zur Tür.

„Ja, ich bin mehr als bereit,“ Alice nahm meine Hand in ihre. Wir schauten uns noch einmal kurz an.

Dann schritten wir, Hand in Hand, aus dem Zimmer, hinaus in die Freiheit. Uns war beiden bewusst, dass wie kein einziges Mal mehr diesen Ort betreten würden. Genau, dieses Gefühl ließ uns beide Glück verspüren.

Draußen erwarteten uns schon Esme und Carlisle. Beide lächelten uns an.
Wir gingen ihnen entgegen und begrüßten sie mit einer Umarmung.

„Wie geht es euch beiden?“ fragte Esme nach, als sie uns aus der mütterlichen Umarmung zog.

„Uns geht es bestens", antwortete Alice für mich mit und tänzelte durch die Gegend.

„Na, das freut uns,“ erwiderte Carlisle, lachend.

Wir hatten unsere beiden Pflegeeltern schon besser kennengelernt. Anfangs war es ein komisches Gefühl, den Beiden, gegenüber zu stehen. Aber nach und nach fühlte ich mich wohler in ihrer Gegenwart. Esme und Carlisle, waren Menschen mit einem wirklich großen Herz. Sie kümmerten sich wirklich liebevoll um uns. Dabei gaben sie uns niemals das Gefühl, dass wir ihnen zur Last fallen. Sie fragten uns selbst nach unseren Interessen, Vorlieben und Vorstellungen.
Zum Beispiel Alice hatte ihnen ihre Vorliebe für Gummibärchen erzählt. Beim nächsten Treffen schenkte Esme ihr, ihre geliebten Gummibärchen. Das war einer der vielen Geste, mit denen sie mein und auch Alices Vertrauen erreicht hatten.

Zwar war es offiziell keine Adoption. Rechtmäßig, gehörten wir nicht zu ihrer Familie. Aber Esme und Carlisle gaben uns das Gefühl, dass wir zu ihnen, zu der Familie gehörten. Genau dieses Gefühl endlich wieder eine vollständige Familie haben zu können war unbeschreiblich.

Niemals würde ich meine richtige Mum und mein richtigen Dad vergessen. In meinem Herzen werden sie wohl für immer weiter leben. Aber durch die Cullens konnten Alice und ich wieder ein glückliches, geregeltes Leben erlangen. Wir hatten durch sie eine weitaus bessere Chance für unser späteres Leben.

Gemeinsam, mit Esme und Carlisle, klärten wir die restlichen schriftlichen Dokument, zusammen mit Frau Cross. Letztere kam kurz nach der Ankunft von Carlisle und Esme.
Als alles unterschrieben war, verabschiedeten wir uns von Frau Cross. Es war kein schwerer Abschied. Immerhin kannten wir sie kaum. Nichtsdestotrotz wünschte sie uns aber viel Glück und hoffte für uns, dass wir nun ein besseres Leben haben könnten.

Mit unseren offiziellen Pflegeeltern stiegen wir, als rechtmäßige Pflegekinder, ins Auto ein. Carlisle startete den Motor und wir fuhren los.

Ein letztes Mal schaute ich zum Heim Norderstedt. Erinnerungen tanzten vor meinen Augen. Ich sah, das Heim in meiner Erinnerung, vor genau 10 Jahren, als ich an diesen Ort mit Alice kam. Es hatte sich so vieles verändert. Von außen, sowohl von innen. Das Haus war damals in einen frischen gelb gestrichen worden. Die Möbel glänzten und waren nicht so heruntergekommen, wie es jetzt der Fall ist. Die Pflanzen waren noch klein und glänzten weitaus mehr als jetzt. Im Haus war stets viel Leben gewesen. Es war immer 24 Stunden an Tag was los.

Jetzt war es leer, vollkommen kalt und zerstört. Von der gelben Fassade war nichts mehr zu erkennen. Die Holzfenster die eins strahlten waren völlig morsch und einige waren sogar eingeschlagen worden.

Ich fand nichts mehr an diesen Gebäude, was die Schönheit wie vor 10 Jahren aussagte. Nur, das Schild deutete darauf hin, dass das Gebäude vor uns das Heim von Norderstedt sein muss.

Bald würde auch dieses verschwinden, wie alles im Leben. Die schlechten Zeiten vergingen und die Guten kamen.
Mit einem letzten Blick auf das Schild nahm ich Abschied von diesem Ort, von einem Kapitel in meinem Leben.

Das neue Kapitel würde genau in diesen Augenblick beginnen.

Mit dem Blick nach vorne gerichtet begann ich mein neues Leben, meine neue Chance. Es würde sich vieles ändern. Viele Herausforderungen lagen auf dem eisernen Weg ins Glück. Aber ich werde ihnen mit erhobenem Kopf entgegen schreiten.

Jetzt war ich nicht mehr alleine. Ich hatte neue Freunde und eine neue Familie gefunden und nicht zu vergessen meine kleine Schwester, die mir bei Seite standen und mich unterstützten.
Letztere kuschelte sich gerade an meine Seite und sah mich mit ihren Augen an.

„An was denkst du gerade?“ fragte sie flüsternd.

„Hmm…An unser neues Lebens. Ich frage mich wie es wohl verlaufen wird oder was uns erwartet. Aber das wichtigste ist, dass wir nicht mehr alleine sind. Du hast deinen Jasper.“ Ich lachte kurz auf. Esme stimmte es mit ein.

Alice knuffte mir an meiner Seite und zog einen Schmollmund. Gleichzeit wurde sie etwas verlegen, als sie bemerkte, dass Esme uns zugehört hat.

„Ach Alice, dass brauch dir nicht peinlich sein. Jasper nervt uns auch seit Tagen, weil er dich vermisst. Zeige ihm und deiner Umwelt ruhig, dass du ihn magst. Es ist ein ganz natürliches Gefühl. Schau Rosalie und Emmett zeigen ihre Liebe auch vor uns, ohne Scham“, äußerte sich Esme auf Alice' Verlegenheit und lächelte sie fürsorglich an.

„Manchmal wäre es mir lieber, wenn sie das bisschen Scham hätten….“murmelte Carlisle und seufzte laut auf.

Wir alle begannen zu lachen. Ich konnte mir es nur zu gut vorstellen, wie unangenehm es war als Elternteil, wenn man zu viel zu sehen bekam, als man wollte.

„Hmm…. Alice...Edward. Ich muss noch was mit euch klären, bezüglich der Schule,“ fing Esme an, als die Stille das Auto einnahm.

Alice und ich nickten ihr zu, um ihr ein Zeichen zu geben, dass wir verstanden hatten. Esme drehte sich um und sah uns beide an.

„Wie ihr wisst, ist morgen schon der erste Schultag in Michelangelo Internat. Eigentlich hatten wir ja schon alles durch klamüsert, bezüglich der ganzen Kursbelegung. Nur wir dabei hatten wir die spezielle Kurseinheit vergessen,“ erklärte sie uns. Wahrscheinlich bemerkte sie unsere fragenden Blicke, denn sie fuhr weiter fort, ohne dass wir ein einziges Wort sagten.

„Es gibt insgesamt drei verschiedene Themengebieten, die ihr wählen könnt. Das sind Tanzen, Musik und Kunst. Alle drei Kurse werden nochmal unterteilt, in Klassik und Modern. In den jeweiligen Kurs behandelt man unterschiedliche Themen. So behandelt man in dem Klassik-Tanzkurs Ballett, dagegen in dem Modernen-Tanzkurs Hip-Hop und Street dance, Modern Dance und Jazz Dance, Charakter- und Ausdruckstanz.
In etwa verläuft die Unterteilung in den Themengebieten Musik und Kunst.“

„Okay, das haben wir glaub verstanden, oder Edward?“ fragte Alice mich. Ich nickte ihr zu und dachte kurz über das gesagte nach.

„Muss man genau ein Themengebiet wählen, oder kann man zum Beispiel Musik und Tanz miteinander kombinieren?“ sprach ich mein Gedankengang laut aus.

„Ja, genau, dass will ich auch gerne wissen. Zu gerne würde ich Ballett wählen, aber es wäre ziemlich unpraktisch, wenn ich Kunst abwählen würde. Wenn, ich Modedesignerin werden will, ist es unbedingt wichtig, dass ich diesen Kurs belegt hatte,“ hackte Alice mit ein.

„Mit euren Gedankengang, seit ihr genau in der richtige Richtung. Jeder Schüler muss sogar 2 Themengebiete wählen. Die Ausnahme bildet dabei nur der Ballettschwanenkurs.“

„Das versteh ich jetzt nicht. Was ist der Ballettschwanen-Kurs?“ erkundigte Alice sich bei Esme.

„Verzeiht, das habe ich vergessen euch zu erläutern. Ballett, also der Klassik-Tanzkurs, bildet zusätzlich noch eine extra Unterteilung. Die Anfragen sind für diesen Kurs besonders hoch, um den Schülern die bestmögliche Lerneinheiten zu bieten, war es einfach dazu nötig. Es gibt drei weitere Gruppenunterteilungen: die Küken, die Vögel und die Schwäne. Die Küken bildet unsere Anfänger- Ballettgruppe. Insgesamt haben sie 2 Trainingsstunden und 2 Theorie Stunden pro Woche.
Die Vögel sind unsere Mittlere-Gruppe. Sie haben gegenüber der Küken-Gruppe, eine Theorie Stunde weniger, aber dafür eine Trainingsstunde mehr. In dieser Gruppe sind erfahrungsgemäß, die Leute, die das Jahr davor ein Küken waren. Nun kommen wir zu unserer Schwanengruppe. In dieser Gruppe sind die Schüler, die wirklich die Kunst des Balletts beherrschen. Zu dieser Trainingseinheit gehören, wie ihr euch bestimmt denkt Jasper und Bella. Sie haben pro Woche 8 Stunden Training. Wegen dieser immensen Anzahl von Training ist der Druck einfach zu hoch, um noch ein weitergingen Kurs zu bewältigen,“ erläuterte Esme.

„Das leuchtet mir ein. Aber warum haben sie den so eine große Anzahl? Ich meine 8 Stunden Training pro Woche, ist schon hart,“ fragte ich nach. Es leuchtete mir allerdings nicht ein, warum die Könner-Gruppe mehr Training hatte, als die blutigen Anfänger.

„Es ist wirklich hart für die Schüler und Schülerinnen. Trotzdem absolut notwendig. Wisst ihr um Ballett zum Beruf zu machen, ist es wirklich wichtig viel zu trainieren. Nur diejenigen, die den Tanz wirklich beherrschen haben später eine minimale Chance, um es beruflich ausführen zu können. Deswegen ist es wichtig für die Tänzer, dass sie so viel Training wie möglich bekommen.
Für euch beiden mag es zwar aussehen, dass sie schon perfekt Tanzen können, aber es geht beim Ballett auch öfters um Einzelheiten. Um die richtige Haltung von Armen und Finger. Der Ausdruck in Gesicht. Es muss wirklich alles stimmen. Absolute Disziplin und Fleiß ist dazu notwendig. Nur wer diesen Druck aushält, könnte wirklich eine Chance haben.
Aber wie gesagt, ist diese Chance wirklich minimal. Höchstens eine oder zwei, der gesamten Gruppe, könnten es wirklich schaffen eine Primaballerina zu werden,“ erklärte Esme und sah aus dem Fenster.

„Ich bin fest der Überzeugung, dass es Bella schaffen wird. Sie ist Weltklasse. Noch nie habe ich eine Balletttänzerin gesehen, die mit so viel Leidenschaft tanzt. Nur wegen ihr will ich auch die Kunst dieses Tanzen auch beherrschen,“ sagte Alice mit selbstsicherer Stimme.

„Ich bin auch der Meinung, dass sie es schaffen wird. Bella hat das nötige Talent dazu. Ballett ist ihr Leben... Also du, Alice, willst in den Klassik Tanzkurs und bestimmt in den Modernen Kunstkurs, richtig?“ fragte Esme noch nach.

Alice neben mir nickte.

„Wann müssen wir eine Entscheidung bezüglich der Kurswahl getroffen haben?“ erkundigte ich mich und sah hinüber zu Esme. Ich wusste wirklich nicht, was ich wählen sollte.
Das ich Musik wählen werde, dass stand schon fest. Aber was ich als zweiten Kurs wählen könnte, wusste ich nicht. In Kunst bin ich eine absolute Niete und Tanzen kann ich auch nicht.

Sie erwiderte meinen Blick mit einen Lächeln.

„Naja du kannst auch erst mal, alles ausprobieren und dann das nehmen was dir gefällt. Es liegt ganz an die Edward. Aber spätestens am Ende der Woche, brauch ich deine Wahl“

„Okay, ich teile es dir dann mit, “ versicherte ich ihr und schaute hinaus aus dem Fenster. Wir fuhren die Autobahn entlang. Wälder, Autos und Schilder flogen an uns vorbei.

Die restliche Fahrt verging relativ schnell. Meistens unterhielten sich meine Schwester und Esme leise miteinander, über die unterschiedlichsten Themen. Ich hörte schweigend zu, wie es sich als Mann gehört.

Meistens schaltete ich auf taub, weil die Thema auf gut Deutsch am Arsch vorbei gingen. Sie waren einfach zu speziell, ZU feminin…. Welcher Mann interessiert sich den schon für Modemarken, wie Louis Vuitton, Chanel, Dolce und Gabbana, Gucci? Wenn ich nicht eine Schwester, wie Alice hätte, würde ich gar nicht wissen, was das überhaupt für Firmen sind.

Interessant wurde es, als die beiden sich über das Internat leben sprachen.
Esme erzählte Alice, viel über das Alltagsleben eines Internatsschülers. Aus ihren Erzählungen konnte ich heraushören, dass ein ziemlich strenger und disziplinierter Umgang herrschte. Es war bei weiten nicht so streng, wie in alten Filmen immer gezeigt wird. Die Erzieher und Lehrer gingen anscheinend menschlich mit den Schülern um. Nur sie legten viel Wert auf einen präzisen aber freundlichen Ton.

Dies kannte ich bis jetzt noch gar nicht.

Wenn ich an den Umgang in Heim oder an meiner alten Schule dachte, wurde mir klar, dass es das komplette Gegenteil war. Ausdrücke, Drohungen und gewaltvolle Verbrechen herrschten dort in jeder Ecke. Wenn man eine Weile in dieser Gesellschaft lebt, musste man sich genau diesen Umgang anpassen, sonst würde man nicht ins System reinpassen und man steht als hilfloses Opfer da.
Jetzt musste ich mich wahrscheinlich wieder anpassen, weil ich sonst wieder nicht in die Gesellschaft rein passte. Ich wollte ungern als Außenseiter da stehen, weil ich meinen vulgären Ausdruck manchmal nicht zu bändigen bekam.

Es wird eine ziemliche große Herausforderung sein, um sich wieder anpassen zu können. Von der niedrigen Schicht zu der oberen Schicht herauf katapultiert zu werden, ist schon ein gewaltiger Schritt, den man erst mal verarbeiten und sich dran gewöhnen musste.

Besonders gegen meine Abneigung an Reichtum und Macht, muss ich bekämpfen. Ich war jetzt von lauter Personen umgeben, die mehr Einfluss hatten, als normale Leute wie Alice und ich es waren. Bis vor kurzen verabscheute ich Personen, wie es Esme und Carlisle waren, zutiefst. Jetzt akzeptierte ich sie langsam, aber wie ich jetzt in diesen Standard leben soll ist mir immer noch unerklärlich.
Ich seufzte leise auf. So viele Probleme und Sorgen schweiften immer noch um mich her. Warum konnte ich nicht einmal positiv an die Sache ran gehen?

Mein Blick schweifte nach draußen. Ich erkannte die ersten Gebäude der riesigen Stadt Hamburg. Es war bis jetzt nicht Spektakuläres zu erkennen, aber schon hier, am Rande Hamburgs, war es bei weitem spannender als die Kleinstadt Norderstedt.

Ich war noch nie Hamburg. Natürlich kannte ich den Hafen und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bildern, aber ich hatte noch nie einen Fuß in die Stadt gesetzt. Viel sind Alice und ich aus Norderstedt einfach nicht heraus gekommen.
Nur vage konnte ich mich erinnern, wie groß die Welt sein kann. Meine Eltern sind jeden Sommer mit uns verreist in verschiedene Länder und Orte. Leider sind viele Erinnerungen verfallen und ich kann mich nur an manche Dinge wirklich erinnern.

Mein erster Eindruck der Hafenstadt bestätigte sich als wir in die Innenstadt rein fuhren. Je weiter wir fuhren, desto höher und prachtvoller wurden die Gebäude.
Die Wolkenkratzer, der Hafen, die grandiosen Hotels und verschiedenen Sehenswürdigkeiten, wie St Michaelis waren einfach nur überwältigend. Ein anderes Wort fiel mir in dem Moment nicht ein, zu sehr war ich von dieser Stadt beeindruckt und von den Eindrücken eingenommen.

Alice quietsche neben mir aufgeregt auf, als sie die verschiedenen riesigen Einkaufzentren entdeckte.
Ihre Augen fingen von einer Sekunde auf die andere an zu strahlen. Ich betete, dass ich nicht das arme Schwein sein musste, der mit ihr jemals shoppen gehen musste.

Das kann schön Jasper an meiner Stelle tun. Dann weiß er wenigstens auf was er sich einlässt.
Alice ist beim shoppen einfach nur megamäßig anstrengend. Sie wird wirklich nie fertig und verprasst so viel Geld. Außerdem kann sie sich dazu wirklich nie für eine Sache entscheiden und man muss seine Meinung dazu geben. Als Kerl ist das schon eine ganz schöne Herausforderung… Eine zeitaufwendige Tätigkeit ist das außerdem auch noch. Immerhin brauchte sie schon in Norderstedt für einen kleinen Laden, schon 3 Stunden. Wenn ich mir die Gebäude so angucke, wird Alice wohl Jahre lang in einem Kaufhaus sein.

Nach und nach fuhren wir aus der Innenstadt raus, zu Alice Ungunsten. Esme hatte uns schon erzählt, dass das Internat ein bisschen außerhalb der Innenstadt liegt. Gott sei Dank, weit, weit weg von Einkaufshäuser, sonst würde sie heute wirklich noch auf die Idee kommen shoppen zu gehen.
Wir fuhren von der Hauptstraße runter auf eine Nebenstraße. Das nächste Viertel, was folgte, war ziemlich grün und luxuriös. Große Villen verzierten dieses Viertel.

„Das verglaste, weiße Haus da vorne rechts, ist unser Haus. Euer neues Zuhause. In den Ferien oder am Wochenende werdet ihr beide dort öfters mal wohnen,“ berichtete Esme uns.
Ich sah zu der besagten Richtung. Mein Kiefer klappte erschrocken auf.
Dort stand ein wirklich luxuriöses, wunderschönes, modernes Haus, umringt von einem beeindruckten Garten.

„Was?! DAS IST EUER HAUS?“ schrie Alice fast erschrocken auf.

„Unser, Liebes“, berichtigte Esme sie liebevoll. Sie drehte sich um und schenkte uns ein ehrliches Lächeln.

„Leider konnten wir euch, das Haus bisher noch nicht zeigen. Die Zeit war einfach zu knapp gewesen. Aber keine Sorge, dass holen wir schon morgen nach. Ihr seid mit den anderen, also Rosalie, Emmett, Bella, Jasper, zum Essen eingeladen. Außerdem wartet dort noch ein kleines Willkommensgeschenk auf euch.“

„Aber das wäre doch nicht nötig gewesen. Ihr gibt uns doch schon so viel,“ nuschelte Alice verlegen.

„Seht es einfach als nette Geste an. Wir, besonders Esme, will euch ein besseres Leben bieten. Ihr hattet es bis jetzt nicht leicht. Ich kann auch verstehen, wenn ihr euch ein bisschen erdrückt fühlt, von den ganzen neuen Eindrücken, weil es einfach ein komplett neuer Lebensstandart ist, in den ihr jetzt leben werdet. Nur ihr müsst verstehen, dass Esme wirklich eine warmherzige Person ist.
Sie will euch so viel geben, was ihr wegen euren Alltagsleben nicht haben konntet… Genießt es einfach und seid glücklich. Der Naturgewalt und Liebe von meiner Frau kann niemand entfliehen, glaubt mir,“ erzählte uns Carlisle lachend.

Ein wissendes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. So schlecht werden wir es hier eindeutig nicht haben.

Geschwind erreichten wir auch unser Zielort, dass berühmte Michelangelo – Internat, unser neues Zuhause und Schule.

Carlisle parkte sein Auto vor den eisigen, stählernen Toren. Alle außer Carlisle stiegen aus. Er würde nachher wieder zu uns stoßen. Jetzt würde er wieder ins Krankenhaus fahren und wie er gesagt hatte, Menschenleben retten. Wir verabschiedeten uns schnell von ihm und gingen mit Esme zusammen durch die Tore.

Dies verlief schweigsam. Wahrscheinlich weil Alice und ich einfach kein Ton über die Lippen bekam. Die Eindrücke waren zu überwältigend. Von außen sah es schon groß und ansehnlich aus. Aber von innen sah es einfach NUR riesig und prachtvoll.

Der Innenhof ähnelte einem wunderschönen Schlossgarten. Eine Vielfalt von Pflanzen von Pflanzen umrandeten, die verschiedenen, rot, gepflasterte Wege. In Zentrum stand ein eindrucksvoller Brunnen. Ich hörte, das leise Plätschern des Wassers.

Die gepflasterten Wege führten zu drei einzelnen Gebäude. Zwei etwas kleinere Häuser standen jeweils rechts und links. Das Gebäude in der Mitte, war groß und einfach majestätisch. Es war, wie die anderen 2 Gebäude mit dunklen, rötlichen Backsteinen gebaut worden. Das Gebäude wurde zusätzlich mit einer weißer Fassade verziert.

„Wow…“ staunte meine Schwester. Sie war die Erste, die wieder einen Ton über die Lippen brachte. Ich richtete meinen Blick auf ihre Gestalt. Sie drehte sich um ihre eigene Achse.

„Es ist einfach nur…Wow…“ Die Überwältigung schwang in ihrer Stimme mit. Ich konnte ihr nur trocken zu nicken. Mir fielen auch keine anderen, besseren Worte ein, um diesen Ort zu beschreiben.

„Na, na. Da bekommen ja manche den Mund vor Staunen gar nicht zu,“ hörte ich eine bekannte hinter mir sagen. Sie klang ganz noch Emmett.

Plötzlich bekam ich einen leichten Schlag auf meine Schulter. Erschrocken trat ich ein paar Schritte nach vorne und drehte mich um.
Ich sah gerade Wegs, in Emmetts lachendem Gesicht.

„Edward, mein Guter. Du warst auch mal widerstandsfähiger.“

„Emmett", rief meine tolle Schwester ihn entgegen, die mich wirklich super verteidigte, und schmiss sich in seine Armen.

„Na Kätzchen, wie geht’s dir so? Hier ist es schön, nicht wahr?“ Fragte Emmett sie.

„Mir geht es bestens. Schön ist noch untertrieben. Es ist überwältigend. Einfach nur wunderschön,“ schwärmte Alice uns vor. Esme, die sich die ganze Zeit, in Hintergrund hielt, trat ein paar Schritte vor.

„Es schmeichelt mich wirklich sehr, dass euch gefällt. Ich würde euch gerne noch weiter herumführen, aber leider lässt das mein Zeitplan nicht zu. Es muss noch so viel geklärt werden, wegen das neuen Schuljahrs. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist es ein lauter drunter und drüber. Aber wie ich sehe habt ihr ja, jemanden gefunden, der euch herumführen kann. Stimmt‘s mein Schatz?“
Esme ging zu Emmett herüber und kniff ihn leicht in seine Backe.

„Mum,“ murrte er. „Denk an unsere Abmachung. In der Schule bist du meine Lehrerin und nicht meine Mum. Es ist sonst einfach nur peinlich.“

Esme lachte leise auf.

„Ach, mein Engel irgendwann wirst du mir dafür danken, dass ich dir immer so viel Zuneigung zeige. Spätestens wenn die Pubertät vorbei bist. Jetzt ist es ja noch peinlich, mit seiner eigenen Mutter gesehen zu werden.“ Esme wand sich von Emmett ab und drehte sich zu mir und Alice um.

„Ich hoffe es ist für euch okay, wenn euch Emmett herumführt. Er kennt bestimmt die ‚coolen‘ Plätze besser als ich. Später werdet ihr bestimmt noch auf Jasper und Bella stoßen. Sie haben derzeit noch eine kleine Generalprobe für den morgigen Auftritt. Die Beiden präsentieren eine kleine Tanzeinlage zum ersten Schultag. Es gehört zur Tradition das die Besten Tänzer, immer zum Schulanfang was vorführen.“

„Uii, dürfen wir zugucken beim Training bitte?“ bettelte meine Schwester gleich wieder.
Esme schüttelte den Kopf.

„ Nein, es soll eine Überraschung werden, für alle. So lange müsst ihr euch nicht mehr gedulden. Es ist ja wirklich nicht mehr lang… Nun ihr Hübschen, die Arbeit ruft nach mir. Ich wünsch euch Beiden einen wunderschönen Nachmittag. Wenn was sein sollte, ihr habt Carlisles und meine Handynummer. Scheut euch nicht uns um Rat oder Hilfe zu fragen.. Wir sehen uns heute Abend wieder. Die Mädels, also Rosalie und Bella, kochen was Leckeres für uns. Bis dahin wünsche ich euch dreien viel Spaß. Emmett, pass gut auf die Beiden auf und führe sie richtig herum, okay?“

„Ja, Mama, das mache ich,“ entgegnete Emmett genervt.
Esme lachte leicht auf und kehrte uns dann den Rücken zu. Schnell ging sie, mit erhoben Schultern, in die Richtung des Hauptgebäudes.

Als sie aus der Reichweite war, hörte ich Emmett neben mir tief ausatmen. Ein großes Grinsen war auf sein Gesicht.

„Nun, lasst uns mal anfangen. Immerhin muss ich euch die „coolen“ Plätze zeigen,“ sagte Emmett und lenkte uns dabei in Richtung Hauptgebäude, wo er uns viele Fachräume zeigte.

Überall merke man, dass eine Menge Geld in dieser Schule einfließt. Immerhin war sie nur mit der besten Technik ausgestattet. Dagegen war meine alte Schule, einfach nur altmodisch.
Trotz, dieser viele Technik, fehlte es der Schule nicht am Scharm.

Als Emmett der Meinung war, dass er uns genug im Hauptgebäude herumgeführt hat, gingen wir, für Alices Freude, zum Mädchenwohnheim.

Wir erreichten gerade das Wohnheim, als uns eine Gruppe Mädchen entgegenkam und stehen blieb.
Eine war blonder als die andere. Dazu noch voll gekleistert mit Make-Up und einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel. Es war wirklich kein schöner Anblick, auch wenn es dieser bestimmt sein sollte. Aber ich stand nie auf Tussis. Wie man so künstlich rum laufen kann, verstand ich einfach nicht. Ich empfand das einfach als armselig.

„Emmi, wer sind die denn? Die Klamotten von denen da sind ja mal voll hässlich, “ krächzte das eine Mädchen.

Ich sah sie erschrocken an, als ich ihre Stimme wahr nahm. Wie konnte man nur so eine grässliche Stimme haben?

„Jessica kannst du mir nicht einmal ein Gefallen tun und uns wenigstens den letzten, hart, verdienten Ferientag mit deinem nervigen, sinnlosen Geschwafel verschonen?“, bettelte der Angesprochene.

„Haha, Emmi du bist aber heute wieder witzig,“ kicherte das Mädchen namens Jessica.
Neben mir hörte ich Emmett leise brummeln, dass es LEIDER kein Spaß war. Das brachte Alice und mich zum Lachen.

Jessica und die anderen Weiber schauten uns irriert an, als ob sie den Witz verpasst hatte.
Nur ein Mädchen, was sich die ganze Zeit raushielt, schaute uns mit verengten Augen an. Ihre eisblauen Augen wanderten zu meinen und Alice Körper herunter.

„Vielleicht sind wir ja nicht die Einzigen, die jemanden belästigen. Immerhin holt ihr immer arme Straßenkinder, auf das Internat. Aus welchen Rattenloch haben du und deine Clique bitte die Beide geholt?“ Das Mädchen zeigte auf uns. Neben mir hörte ich wie Emmett tief die Luft einholte. Alice klammerte sich an meinem Arm und versteckte sich hinter mir.
Ich sah das Mädchen kalt an. Sie mich ebenso.

„Tanja Denali. Du hast kein Recht mit den beiden so zu reden. Sie zu verurteilen. Immerhin kommst du auch nicht gerade, aus den besten Kreisen,“ knurrte Emmett. Er baute sich vor sie auf.

„Entschuldigung Emmett. Aber ich komme noch aus bessere Verhältnissen als die beiden und natürlich Swan. Wo habt ihr eigentlich die liebe Isabella gelassen? Ich wette sie war es, die die beiden hier auf das Internat geholt hat. Sie kommt ja auch halb von der Straße. Mich würde es nicht wundern, dass Swan die beiden nicht kennen. Straßenkinder kennen sich bestimmt unter sich…. Langsam weiß ich echt nicht, warum ich auf diese Schule gehe. Immerhin nimmt es ja echt jeden auf, selbst Leute die in der Gesellschaft ganz unten sind. Das beste Beispiel ist doch eure heißgeliebte Isabella Swan.
Kommt Mädels, wir gehen. Ich halte es mit den Straßenkindern nicht aus,“ entgegnete Tanja und warf ihre Haare nach hinten.

Lachend ging sie an mir vorbei, nicht ohne mich nochmal kalt anzublicken. Die anderen Mädchen folgten ihr kommentarlos.

„So eine Schlampe“, murmelte ich leise.

„Wie recht du hast,“ stimmte Emmett mir zu.

„Sag mal, wie meinte sie das mit Bella? Kommt sie wirklich aus armen Verhältnissen?“ fragte ich Emmett.

Tanjas Worte schwirrten mir noch in Kopf umher. Es ergab keinen Sinn für mich, was sie über Bella gelabert hat.

„Ehrlich ignoriere Tanja einfach. Sie ist nur neidisch auf Bella, weil sie nicht so gut wie Bella im Ballett ist, obwohl sie aus einer richtigen Ballettschule kommt.“
„Ist Bella echt so gut?“ hackte meine Schwester nach.

„Sie ist die beste Balletttänzerin der Schule. Du hast sie doch schon erlebt. Bella ist geboren, um zu tanzen. Apropos, Bella, sie warte bestimmt schon mit den Anderen oben auf uns. Also kommt, wir haben noch eine klitzekleine Überraschung für euch,“ entgegnete Emmett und grinste uns an. Er führte uns einer Treppe hinauf und den Gang entlang.

Vor einer Tür blieb er dann stehen und klopfte gegen. Keine 5 Sekunden später streckte Jasper seinen Kopf aus dem Spalt.

„Hey, da seid ihr ja endlich. Wir haben schon auf euch gewartet,“ sagte er, als er uns entdeckte und kam aus seinem Spalt gehüpft. Er gab uns dabei keine Chance das Zimmer zu sehen.
In der Hand hatte er zwei Schals. Ich konnte schon erahnen, was er von uns wollte.

„Jasper“, flüsterte Alice neben mir leise. Ihre Augen klebten regelrecht auf sein Gesicht.

„Alice, Edward. Ich heiße euch willkommen auf dem Internat.“ Er umarmte erst mich und dann Alice.
Mir viel sofort auf, dass er Alice länger hielt, als er nötig gewesen wäre.

„Was haben die Mädels nun für einen Plan gemacht?“ fragte Emmett Jasper.

„Naja, Bella wollte Edward unser beziehungsweise auch sein Zimmer zeigen. Alice behalten wir hier und zeigen ihr neues Zuhause. Natürlich, wenn das für euch okay ist“ Fragend sah Jasper zu uns.
Alice und ich nickten und schauten uns an. Uns war klar, dass wir nicht mehr in ein Zimmer schlafen konnten, aber trotzdem wird es bestimmt komisch sein, meine Schwester nicht mehr bei mir zu haben. Aber bei Bella und Rosalie, wird sie hoffentlich in guten Händen sein.

„Gut, dann verbinden wir euch mal die Augen. Emmett verbindest du Edward bitte die Augen.“ Emmett kam zu mir getrottet und band meine Augen zu. Natürlich konnte er sich nicht lassen, etwas zu fester als nötig zu ziehen. Ich fluchte leise.

Plötzlich hörte ich jemanden Lachen. Ich kannte das Lachen, sehr gut. Es verfolgte mich bis in meine Träume.

„Irgendwie treffe ich dich immer, wenn du gerade fluchst“, hörte ich Bellas Stimme sagen. Obwohl ich es nicht sehen konnte, weil meine Augen verbunden waren, wusste ich, dass ein Lächeln auf ihren Gesicht war.

Zu gerne würde ich diesen Schall einfach abnehmen und in ihre Augen schauen. Der Drang war hoch, aber ich widerstand ihn. Es würde sonst ziemlich lächerlich rüber kommen.

„Bella!“ rief meine kleine Schwester ihr entgegen.

„Hallo Alice und natürlich auch du, Edward.“ Ich spürte wie Bella dicht neben mir stand.
Plötzlich spürte ich, dass eine Hand meine Haare durch rubbelte. Erschrocken ging ich 3 Schritte nach hinten.

„Was sollte das bitte, Bella?“ Ich versuchte meine Haare wieder einigermaßen zu richten. Was mir schwer gelang ohne Spiegel.

„Diesen Drang hatte ich schon seit den ersten Treffen immer. Jetzt endlich konntest du dich mal nicht wehren,“ Bella lachte leise.

„Warte es ab Isabella, du bekommst es zurück. Du wirst qualvoll leiden, “ warnte ich sie gespielt.

„Ohh jetzt habe ich aber Angst, Edward. Aber bevor du deine Pläne ausheckst, kommst du erstmal mit. Alice, ich wünsch dir viel Spaß. Ich werde kurz dein großen, vorlauten Bruder entführen, okay?“
Ich spürte eine weiche Hand an meiner. Aus Reflex zog ich meine Hand kurz zurück. Dann realisierte ich, dass es Bellas weiche Hand war. Bella startete noch einen neuen Versuch und nahm mich dann an die Hand. Sie zog mich von den anderen weg.

„Ich danke, dir Bella. Und wünsche euch viel Spaß,“ erwiderte meine Schwester.
Ein Schnaufen kam von mir.

„So schlimm ist es nun auch nicht“, sagte Bella. Sie führte mich umher. Ich hatte nur keine Ahnung wo wir waren. Immerhin hatte ich immer noch diese scheiß Schal, um die Augen.

„Ach nein? Sei du mal blind und wirst von einem Mädchen umhergezogen,“ schimpfte ich.

„Also ich genieße es, dass du jetzt gerade auf mich angewiesen bist.“ Ich konnte förmlich vor meinen Augen sehen, wie sie grinste.

„Du bekommst es echt zurück, Isabella.“

Nach ein paar Schritten blieb Bella mit mir stehen. Sie drückte noch einmal kurz meine Hand und ließ meine Hand dann los.
Sofort spürte ich das verräterische Kribbeln in meinen Fingern.

„Jaja, Edward, ich weiß. Nun bleib bitte kurz stehen. Ich muss kurz das Zimmer aufschließen,“ informierte sie mich.

Ich hörte das Geklimper der Schlüssen und kurz darauf das Aufgehen einer Tür.
Bella führte mich in den Raum rein und schloss hinter uns die Tür.
Aufregung und Neugier fuhr durch meinen Körper. Ich wollte endlich wissen, was mich erwartete.

„Bist du bereit?“ fragte Bella flüsternd leise. Ich spürte ihren Atmen an meinen Ohr. Sie stand hinter mir, bereit endlich diese Augenbinde ab zumachen.
Mechanisch nickte ich und war nicht fähig, ein Ton zu sagen. Das lag zum einen an der Aufregung und zum anderen an der Präsenz der Frau hinter mir.

„Okay, dann sieh dir dein neues Heim an.“ Sie zog mir mit einem schnellen Ruck den Schall von meinen Augen und ich konnte endlich mein neues Wohnheim anschauen.

Mein erster Gedanke war einfach nur Unglauben. Wir standen, hier in einer wirklich modernen, riesigen und edlen Wohnung. Die Wände waren cremefarben tapeziert. Der Boden war mit einen Laminat ausgelegt. In der Mitte lag ein großer, weißer Teppich. Zudem sah ich noch einen großen Flachbildfernseher an der Wand hängen, davor stand ein breites Sofa, das von ansehen schon gemütlich aussah.

Außerdem stand dort noch eine riesige Musikanlage und eine Pflanze, die das Ganze umrandete.
Mein Blick wendete sich nach links und ich entdeckte eine offene Küche, die auch modern eingerichtet war. Es gab hier selbst einen Herd, mit eingebautem Backofen. Neben den Backofen stand ein kleiner Kühlschrank. Vor der Küche stand ein Tisch, an den 4 Stühle standen.

Hinter mir hörte ich Bella kichern. Ich drehte mich erschrocken um. Von dem ganzen Staunen, hatte ich sie ganz vergessen.

„Ich habe genauso geschaut, als ich die Wohnung das erste Mal betreten hatte“, erklärte sie belustigt.
Den Sinn ihrer Worte nahm ich erst später war. Ihr Anblick betörte mich. Sie hatte ihre langen braunen Haare, dieses Mal, offen über ihre Schulter hängen. Außerdem trug sie ein weißes Sommerkleid.

Das Lächeln und die strahlend braunen Augen, machte sie endgültig zu einem Engel.
Die Frau, mir gegenüber, war einfach nur wunderschön.

„Edward, du starrst,“ entgegnete sie, dabei zog sich eine leichte Röte um ihren Wangen.

„Es tut mir leid“, flüsterte ich leise, obwohl es eine Lüge war. Mir tat es wirklich nicht leid.

„Aber ich kann nicht anders. Du siehst heute wunderschön aus.“ Langsam schritt ich auf sie zu.

Ich hob meine Hand, um über Wangen fahren zu wollen, kurz vor ihren Wangen hielt ich inne. Was ist, wenn es nur ein Traum war und dieser wieder in 100 Seifenblasen zerplatzen würde. Schon oft hatte ich geträumt, dass meine Eltern wieder leben. Jedes Mal blieb es nur ein Traum… Der dazu noch schreckliche Sehnsucht und eine offene Wunde hinterließ.

Meinen Blick wendete sich ab, nach unten, genau wie meine Hand. Es kann gar nicht die Realität sein. Wie könnte es das denn auch?

Warum hätten wir es verdient hier leben zu können? Wir waren nur arme Heimkinder.

Warum sollten wir endlich Pflegeeltern gefunden haben, wie es Esme und Carlisle sind? Immerhin waren wir keine kleinen liebenswürdigen Kinder.

Warum…Ja, warum sollte so ein Engel vor mir stehen und mich anlachen? Jeder Engel würde weg fliegen, weil ich so viel Mist schon gebaut hatte, soviel Böses getan hatte…

MICH kann man nur meiden. An mir gibt es nichts Gutes. Ich war schuld, dass SIE starben…
Schmerzhaft schloss ich die Augen, als die Bilder wieder vor meinen Augen auftauchten. Mein Körper zitterte. Ich sah SIE, wie sie mich blutüberströmt anlachte. Sie starb, vor meinen Augen… Und ich konnte nichts tun…
Wie immer, war ich jämmerlich hilflos…

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken öffnete ich meine Augen und ging ein paar Schritte nach hinten.

Ich sah in braune Augen, die jetzt mit Sorge überfüllt waren. Schnell wendete ich meinen Blick ab.


„Edward. Ich kann verstehen, dass es dir komisch, irreal vorkommt... Aber glaube mir das ist alles ist kein Traum. Ich habe dir doch versprochen, dass ich dafür sorgen werde, dass es dir besser geht. Und das Versprechen werde ich  halten. Dein Lachen ist viel zu schön dafür, um es den anderen nicht zu zeigen.“ Langsam realisierte ich was Bella meint und sah erstaunt zu ihr.
Sie kam mir entgegen und umarmte mich.

„Bella“, flüsterte ich fast tonlos, als meine Haut ihre berührte.

Mein Herz klopfte gegen meine Brust. Schweiß bildete sich in meinen Handflächen. Mein ganzer Körper fing an zu glühen.

„Willkommen, Edward. Willkommen Zuhause.“ Ihre Stimme war ein zarter, leiser Hauch an meinen Ohren.

Ich schloss meine Augen, kniff sie fast zusammen. Dabei zog ich Bella enger an mich. Zog ihren weiblichen Duft ein und fuhr dabei ehrfürchtig über ihre weiche reine Porzellanhaut.

Ihre Haare kitzelten leicht meine Haare.

„Lache, mein großer Pianist, für mich“, wisperte sie leise und ich tat es, weil ich verstand, realisierte, dass das alles kein Traum war. Es war wirklich die Realität in der ich mich befand, mit Bella an meiner Seite.

1 Kommentar:

  1. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, obwohl bereits ein paar Konflikte anklingen, insbesondere mit der "mehr oder weniger" guten Integration, welche sich Edward und Alice unterziehen müssen. Ich bin gespannt welchen Kurs Edward außer Musik noch belegt, habe da aber schon eine Vermutung ;3 Wirklich eine wundervolle Schlussszene. Erstrebenswert oder nicht? Süß wie sie ihm durch das Haar wuschelt. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Wirklich schön das du dir die Mühe machst Aiko. Mach weiter so!
    Wie immer;
    Dein Yukio..

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